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H&M Großostheim Sozialplan unter Dach und Fach!

Erstmalig bei H & M Einführung einer Transfergesellschaft vereinbart.

Großostheim: Nach einem über 8 Monate andauernden harten Ringen hat sich der Betriebsrat mit H&M am 4. Verhandlungstag der betrieblichen Einigungsstelle nach über 18 Stunden auf den Abschluss eines Interessenausgleiches und Sozialplanes geeinigt.

 

Die über 300 Beschäftigten am Lagerstandort in Großostheim haben nun die Möglichkeit, in das Lager nach Hamburg zu unveränderten Arbeitsbedingungen zu wechseln oder erhalten eine Abfindung, die über einem Gehalt pro Beschäftigungsjahr liegt plus weiterer Beträge für Kinder und einer eventuellen Schwerbehinderung. Besonders hervorzuheben ist, dass es die Möglichkeit gibt, ab dem 01.07.2018 für den doppelten Zeitraum der jeweiligen Kündigungsfrist (bis zu 12 Monate) in eine Transfergesellschaft zu wechseln, ohne dabei den Anspruch auf die Abfindung zu verlieren. Aufgabe der Transfergesellschaft ist die Vermittlung der Beschäftigten aber auch die Weiterqualifizierung, um fit für den Arbeitsmarkt zu werden. Somit müssen die Beschäftigten jetzt noch im Mai mit ihrer Kündigung rechnen. Sie haben dann aber Zeit bis Ende Juni 2018, sich für eine Weiterbeschäftigung in der Transfergesellschaft zu entscheiden.

 

Ver.di-Sekretär Peter König stellt dazu fest: Unser Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen bei H&M um eine sozialverträgliche Lösung zu erreichen, hatte letztendlich Erfolg. Selbst wenn der beste Sozialplan keinen Arbeitsplatz ersetzt, haben wir so eine sehr positive Zukunftssicherung für unsere Kolleginnen und Kollegen durchgesetzt. Ohne den engagierten Betriebsrat und unseren vielfältigen Aktionen in den letzten Monaten hätte H&M seine Beschäftigten billig abgespeist. Die erstmalige Vereinbarung mit H&M, eine Transfergesellschaft zu gründen, eröffnet den Beschäftigten jetzt eine Vielzahl von Möglichkeiten für ihre berufliche, wie private Zukunft. Das Gesamtpaket kann sich wirklich sehen lassen. Uns wurde nichts geschenkt, denn wir haben dieses Ergebnis mit unseren aktiven Kolleginnen und Kollegen gemeinsam erkämpft, so ver.di-Sekretär Peter König weiter.

 

Der Betriebsrat stellt hierzu fest: Wir haben ein super Ergebnis für alle Beschäftigten erzielt und nach unserer Einschätzung das Bestmögliche erreicht. Dreh- und Angelpunkt ist die vereinbarte Transfergesellschaft, die unsere Kolleginnen und Kollegen auffängt und damit Planungssicherheit schafft und Zukunftsängste mildert. Das Thema Arbeitslosigkeit haben wir somit erst einmal deutlich nach hinten geschoben. Leider bleibt bei uns ein schaler Beigeschmack, dass H&M immer noch Millionen-Gewinne erwirtschaftet und bei uns um jeden Cent gefeilscht hat.

 

Die vom Betriebsrat beauftragte Rechtsanwältin Yvonne Geilen aus Frankfurt a.M. meint hierzu: Selten waren Verhandlungen in vergleichbarem wirtschaftlichen Umfeld so schwierig. Die lange Verhandlungsdauer hat den Beschäftigten viel Geduld und Zutrauen in Ihren Betriebsrat und alle weiteren Akteure abverlangt. Letztlich hat sich die Geduld nun ausgezahlt.

 

Hintergrund: Seit 1999 betreibt H&M in Großostheim auf ca. 40.000 qm ein Lager mit ca. 330 Beschäftigten. Fast 70 % der Beschäftigten sind weiblich. Viele der Mitarbeiter sind mittlerweile über 50 Jahre alt. 30 Schwerbehinderte sind am Standort beschäftigt. Noch bis Sommer 2017 wurden von den „Call off“ Lager ca. 140 Filialen, u.a. große Filialen in München und im süddeutschen Raum beliefert. Ende August 2017 wurde durch Zufall bekannt, dass H&M beabsichtigt, das Lager Mitte 2018 zu schließen. Seitdem kämpfte der Betriebsrat und ver.di mit vielen Aktionen und Streiks für den Erhalt der Arbeitsplätze in Großostheim.