Würzburg/Mainfranken– Die mainfränkische Wirtschaft zeigt sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer gezeichnet. Das Geschäftsklima ist binnen weniger Wochen dramatisch abgestürzt und verfehlt seinen historischen Tiefststand während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 nur knapp. Zudem sind die Aussichten auf die kommenden Monate von Pessimismus geprägt. Dies sind wesentliche Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der sich im Befragungszeitraum Anfang Mai rund 300 mainfränkische Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft beteiligt haben.
Während zu Jahresbeginn noch eine leichte Aufwärtsbewegung des IHK-Konjunkturklimaindex zu beobachten war, stürzt dieser in der aktuellen Umfrage von 113 auf 84 Punkte drastisch ab. Der Index liegt damit zwar noch sechs Punkte über seinem historischen Tiefststand aus dem Jahr 2009, dennoch stellt dies den größten Rückgang zwischen zwei aufeinander folgenden Befragungen dar. „Die Folgen des Lockdowns in Deutschland und den wesentlichen internationalen Handelspartnern schlagen massiv auf die laufenden Geschäfte der mainfränkischen Unternehmen durch“, kommentiert Elena Fürst, IHK-Referentin für Konjunktur und Statistik, das Ergebnis. „Zudem ist die Verunsicherung über die weitere Entwicklung aktuell äußerst groß.“
Der Blick ins Detail
Nur noch ein Viertel der Unternehmen bezeichnet die derzeitige Geschäftslage als gut, 36 Prozent als schlecht. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen fällt gegenüber Jahresbeginn von 33 auf minus elf Punkte ab. Besonders dramatisch gestaltet sich die Situation im Einzelhandel (Saldo: -44 Punkte) und dem Tourismusgewerbe (Saldo: -100 Punkte), also in den von Betriebsuntersagungen besonders betroffenen Branchen.
Auch auf die kommenden Monate blicken die mainfränkischen Unternehmen insgesamt pessimistisch. Zwar rechnen 18 Prozent mit einer Verbesserung ihrer Geschäftstätigkeit, die große Mehrheit erwartet aber, dass sich die aktuell schwierige Situation fortsetzen (43 Prozent) oder gar weiter verschlechtern (39 Prozent) wird. Per Saldo fallen die Erwartungsmeldungen auf -22 Punkte, was dem mit Abstand niedrigsten Wert seit der Wirtschafts- und Finanzkrise entspricht. Neben der Industrie (Saldo: -31 Punkte) sind die Aussichten insbesondere im Baugewerbe (-33 Punkte) besonders düster.
Restriktive Investitions- und Beschäftigungsplanungen
Die schlechten Aussichten sowie die hohe Unsicherheit über die Entwicklung des Infektionsgeschehens und die damit in Verbindung stehenden möglichen Beschränkungen der Geschäftstätigkeit machen sich deutlich in den Investitions- und Beschäftigungsplänen der Unternehmen bemerkbar. Sechs von zehn Betrieben wollen künftig weniger oder gar nicht investieren, von höheren Investitionsausgaben berichtet nur jeder Zwanzigste. Um Entlassungen zu vermeiden, greifen die Unternehmen derzeit stark auf Kurzarbeit zurück. So beantragten allein im April über 7.000 mainfränkische Unternehmen für rund 94.000 Beschäftigte Kurzarbeit – dies entspricht gut einem Viertel aller in Mainfranken sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dennoch sehen sich 37 Prozent gezwungen, Personal abzubauen. „Wir werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch auf dem bislang äußerst robusten mainfränkischen Arbeitsmarkt sehen. Steigende Arbeitslosenzahlen sowie die Angst vieler Beschäftigten, in Zukunft ihren Job verlieren zu können, wirken sich negativ auf die Konsumbereitschaft der Bevölkerung aus. Vielen Unternehmen könnte also auch künftig die Nachfrage nach ihren Produkten fehlen“, so Fürst.
„Neustart für Alle“-Programm der bayerischen IHKs
Trotz allem gelte es nun, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. „Glücklicherweise wird nach und nach immer mehr Unternehmen ermöglicht, zu einem geordneten Geschäftsbetrieb zurückkehren zu können – wenngleich mit Einschränkungen. Wir brauchen jedoch einen breit angelegten Neustart“, fordert Dr. Sascha Genders,
stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. Die bayerischen IHKs setzen dabei in der Diskussion um weitere Unterstützungsmaßnahmen und Konjunkturprogramme auf branchenübergreifende Maßnahmen, die im Gesamtinteresse aller Unternehmen liegen, die sich zielgenau insbesondere an die besonders betroffene kleine und mittlere Betriebe richten und die nicht unverhältnismäßig hohe Kosten nach sich ziehen. „Das Neustart-Programm besteht aus zwei Bausteinen: einem Belastungsmoratorium sowie einem steuerlichen Erleichterungs- und Investitionspaket. Voraussetzung für den allgemeinen Neustart sind verlässliche und klare Perspektiven für alle Gewerbezweige, entweder mit Blick auf die Wiederöffnung oder längerfristige Unterstützungsmaßnahmen“, so Genders abschließend.
Das Konzeptpapier der bayerischen IHKs „Neustart für Alle“ finden Interessierte unter www.wuerzburg.ihk.de/coronavirus/meldungen-zum-coronavirus/artikel/anschubpaket-fuer-entlastung-liquiditaet-und-investitionen