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"Intransparentes und inakzeptales Verfahren"

Erste Stellungnahme von Wir sind Kirche zur Ablehnung des Amtsverzichts des Hamburger Erzbischofs Dr. Stefan Heße durch Rom

 München, Hamburg, Köln, Rom: Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die heute mitgeteilte Entscheidung des Vatikans, den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht anzunehmen, als höchst problematisch an. Sie wird nicht dazu beitragen, die tiefe Verunsicherung bei den Katholikinnen und Katholiken in Deutschland zu beenden. Denn die jetzt so kurz vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe mitgeteilte Entscheidung Roms ist das Ergebnis eines höchst intransparenten Untersuchungsverfahrens. Weder der Auftrag noch der Bericht der beiden Visitatoren, die Anfang Juni 2021 für eine nur sehr kurze Zeit in Köln waren, sind bekannt.

Wie andere hatte auch Wir sind Kirche den Vatikan Anfang August aufgefordert, noch vor der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe zu einer Entscheidung zu kommen > mehr. Doch das heutige Ergebnis und noch mehr die völlige Intransparenz des gesamten Verfahrens sind nicht geeignet, die immense Glaubwürdigkeitskrise zu überwinden, in der sich die Kirchenleitung befindet.

Die jetzige Entscheidung Roms stellt faktisch eine Amnestie für Erzbischof Stefan Heße dar, dem das Gutachten der Kanzlei Gercke elf rechtlich fassbare Pflichtverletzungen als früherer Kölner Generalvikar nachgewiesen hat. Der Hinweis auf das „Grundproblem ... im größeren Kontext der Verwaltung der Erzdiözese“ mag stimmen, lässt jedoch fragen, wofür Menschen in kirchlichen Leitungsdiensten dann überhaupt noch zur Verantwortung gezogen werden. In Köln ist jetzt damit zu rechnen, dass bald auch die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ihr Amt wieder aufnehmen können.

Kardinal Rainer Maria Woelki, so ist zu befürchten, wird die heutige Entscheidung als Bestätigung seines Kurses verstehen, der nur die juristischen Verstöße bewertet, jede moralische Verantwortung der Kirchenleitung jedoch außer Acht lässt. Doch angesichts des miserablen Umgangs mit den beiden Missbrauchsgutachten in der Erzdiözese Köln und vor allem auch angesichts des großen Vertrauensverlustes seitens der Dekane, vieler Hauptamtlicher und Gläubigen wird die Kirchenleitungskrise in Köln und auch in ganz Deutschland weiter schwelen.

Foto: by Wir sind Kirche