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Kindesmissbrauch – Ein Opfer erzählt

Ein Opfer erzählt am Montag 28. Januar 2019 in Würzburg um 19 Uhr im Audimax der Neuen Universität (Hörsaal 216), Sanderring 2

Im Januar 2010 durchbrach ein Brief des Rektors des Canisius-Kolleg Berlin – einer Jesuitenschule – das jahrelange Schweigen. Mehrere ehemalige Schüler hatten dem Rektor offenbart, dort wiederholt Opfer von sexuellen Misshandlungen gewesen zu sein. Der Brief erschütterte die katholische Kirche und löste eine bundesweite Welle aus, die bis heute als „Missbrauchsskandal“ anhält. Einer dieser betroffenen ehemaligen Schüler ist Matthias Katsch. Am Montag28. Januar 2019 spricht er in Würzburg über seine Erfahrungen am Canisius-Kolleg, deren schwere Folgen für sein weiteres Leben, und über das, was seit der Aufdeckung vor neun Jahren bis heute geschah.

 

Es war ein Beben, das durch Deutschland und die katholische Welt ging. Fast täglich meldeten die Medien Missbrauchsfälle aus immer neuen kirchlichen Bildungseinrichtungen. Neun Jahre später, ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie, lässt sich die Dimension des Unrechts immer noch nur erahnen. Obwohl die Aufarbeitungskommission keine Akteneinsicht hatte, wurden weit über 3.500 Opfer ausfindig gemacht. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Matthias Katsch trug nicht nur maßgeblich dazu bei, dass unzählige ähnliche Missbrauchsfälle publik wurden. Er gründete die Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ mit und arbeitet bis in jüngste Zeit als Aktivist dafür, dass die Verbrechen nicht ungesühnt bleiben. Erst letztes Jahr war er für die ARD-Doku „Meine Täter – die Priester“ in Chile, um aufzudecken, wie alte Täter neue Straftaten begehen können. Für Katsch war es eine Reise in die eigene Vergangenheit: Die Jesuitenpatres Peter R. und Wolfgang S. waren seine Täter. Wolfgang S. lebt heute in Arica, wo er nach eigenen Aussagen „so viele Gelegenheiten hat wie nie“. Auch Peter R. ist oft in Chile bei der „Fundación Cristo Vive“, die sich um die Bildung und Ausbildung von Jugendlichen kümmert. Einigen dort bietet er Sprachreisen nach Berlin an, wo er wohnt. Die jungen Frauen berichten, dass sie dort nicht nur bei ihm in der Wohnung schliefen, sondern auch bei ihm im Bett – während er onanierte.

 

Eine Strafverfolgung, obwohl diese Fälle bekannt sind, fand nicht statt. Vielmehr wird „relativiert, kleingeredet und versucht, Entschuldigungen zu finden“, resümiert Katsch. Er empfindet das nicht nur als bitter, sondern macht sich deswegen auch Sorgen, dass weiterhin Jugendliche von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester bedroht sein könnten. Katsch findet, der beste Schutz für die Kinder ist, dass man über die alten Fälle redet und Sensibilität für Bedrohungssituationen schafft.

 

Um das zu tun, um seine eigene Geschichte zu erzählen und um zu zeigen, wie Missbrauch auch heute noch stattfindet, kommt Matthias Katsch am 28. Januar 2019 nach Würzburg. Sein Vortrag mit der anschließenden Möglichkeit, Fragen zu stellen und die eigene Ohnmacht angesichts der Verbrechen zu verstehen, findet um 19 Uhr im Audimax der Neuen Universität (Hörsaal 216), Sanderring 2 statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zur Deckung der Auslagen wird gebeten.