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Klärschlammverwertung oder Kanalanschluss

Studie soll den wirtschaftlichsten und ökologischsten Weg für Reichmannshausen aufzeigen

SCHONUNGEN - Kein Thema stand in den letzten Jahren so oft auf der Tagesordnung wie die Erneuerung der Kanalisation in Schonungens Ortsteilen. Mit etwa 15 Millionen Euro Investitionssumme wurde ein ambitioniertes Paket geschnürt, um ein ökologisches, wirtschaftliches und hochleistungsfähiges Entwässerungssystem aufzubauen, das auch künftig extremen Starkregenereignissen gewachsen ist.

 

Damit nicht genug nutzte Schonungen die Synergien der Baumaßnahmen und investierte in eine moderne Infrastruktur. So sind vielerorts Straßen erneuert, Straßenbeleuchtungen umgerüstet, Leerrohrsysteme verlegt worden und auch andere Ver- und Entsorger machten mit und erneuerten beispielsweise die Wasserleitungen, erklärt Bürgermeister Stefan Rottmann.

 

Die Rechnung scheint aufzugehen: Überlastete Kanäle gehören nun weitgehend der Vergangenheit an. Dagegen muss für ein Problem ganz anderer Art noch eine tragfähige Lösung gefunden werden, wie Rottmann jüngst im Haupt- und Finanzausschuss berichtet. Das Thema „Klärschlamm“ ist nicht nur unappetitlich, sondern auch äußerst komplex und kostspielig, wie die Beratungen im Rat ergaben. Nur bei der Teichkläranlage in Reichmannshausen fällt künftig noch Klärschlamm an.

 

Bisher wurde der Schlamm im Turnus von sieben bis neun Jahren als wertvoller Rohstoff und Dünger auf die Ackerflächen aufgebracht. Knapp 4.700 Kubikmeter flüssiger Klärschlamm wurde transportiert - alleine durch das Ausbringen entstanden zuletzt Kosten in Höhe von fast 200.000 Euro, erklärte Bastian Herbig, Fachkraft für Abwassertechnik in Schonungen. Die Gesetzgebung zur Verwertung von Klärschlämmen haben sich in jüngster Zeit für Kläranlagenbetreiber deutlich verschärft – ein Problem stellt sogenanntes Mikroplastik dar, dass sich durch Textilien löst und den Klärschlamm durchsetzt. Und so könnte die Klärschlammverwertung auch für die Großgemeinde Schonungen bald ein vielfaches teurer werden. Nach einer Übergangsfrist bleibt lediglich die thermische Verwertung in einer Monoverbrennung: Der Schlamm wird in der Regel vor Ort entwässert, dann zu einer Trocknungsanlage verbracht, ehe der Feststoff in einem Kraftwerk verbrannt wird.

 

So oder so müsste Schonungen in der Zukunft für den Weiterbetrieb der Teichkläranlage in Reichmannshausen Investitionen für Nachrüstungen in Kauf nehmen um den zukünftigen Umweltstandards und der neuesten Gesetzgebung Rechnung zu tragen, erklärt Kanalplaner Hans-Ullrich Hoßfeld. Auch der Entsorgungsweg für den dort anfallenden Klärschlamm müsste vorab geprüft und geklärt werden. Sollte der Anschluss über den Ortsteil Löffelsterz an die Schonunger Pumpstation oder ein anderes naheliegendes Abwassernetz wirtschaftlich sinnvoller sein, könnte auch diese Lösung diskutiert werden. „Es ist das letzte Puzzleteil hin zu einer modernen und leistungsfähigen Abwasseranlage!“, sagt Bürgermeister Stefan Rottmann.

 

In einem weiteren Schritt sollen nun umfangreiche Wirtschaftlichkeits- und Vergleichsrechnungen angestellt werden, um für die Großgemeinde und seine Bürger den günstigsten, ökologischsten und unbürokratischsten Weg für den Verbleib der Reichmannshäuser Abwässer zu finden, so der einstimmige Beschluss des Rats.

Das Foto zeigt von links Bürgermeister Stefan Rottmann und Bastian Herbig, Fachkraft für Abwassertechnik der Gemeinde Schonungen an der Teichkläranlage in Reichmannshausen. Es ist die letzte Anlage dieser Art, die Schonungen noch betreibt. (Foto Alexander Gütlein)