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KMW Missioklinik

Leben mit Lungenkrebs

Würzburg, 11.6.2019   Dr. med. Jens Kern ist Oberarzt in der Medizinischen Klinik – Schwerpunkt Pneumologie & Beatmungsmedizin am KWM-Standort Missioklinik. Seine Schwerpunkte: Onkologie und Palliativmedizin. Gerade bei Patienten mit Lungenkarzinom haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die Diagnose Lungenkrebs ist eine schwerwiegende Nachricht für die Patienten. Der KWM-Standort Missioklinik bietet deshalb am 6. Juli eine Informationsveranstaltung zum Thema „Leben mit Lungenkrebs“ an.

 

Im Vorfeld stellten wir zehn Fragen an Oberarzt Dr. Kern.

1. Gibt es eine Früherkennung für Lungenkrebs? Was sind die ersten Anzeichen?

Leider gibt es bisher noch keine offizielle Empfehlung für eine Früherkennungsuntersuchung. Die typischen Symptome sind Bluthusten, Schmerzen bei der Atmung oder auch Atemnot. Allerdings haben Raucher diese Symptome oft auch ohne eine Krebserkrankung. Im Zweifel sollte aber lieber frühzeitig eine gründliche Untersuchung erfolgen.

2. An wen wende ich mich, wenn ich Auffälligkeiten bemerke?

Zunächst ist der Hausarzt der Ansprechpartner, der aber in der Regel frühzeitig an den Lungenfacharzt überweist. Bei akuten Symptomen sind auch Krankenhäuser mit einer Lungenfachabteilung richtige Anlaufstellen.

3. Wodurch entsteht Lungenkrebs und wer hat ein höheres Risiko?

Natürlich ist die Erkrankung bei Rauchern immer noch am häufigsten. Allerdings finden wir auch bei Menschen, die nie geraucht haben, Lungenkrebs. Hier können berufliche Belastungen mit Strahlung oder anderen Umweltgiften eine Rolle spielen. Krebs ist aber eine Erkrankung, die auch bei Menschen vorkommt, die immer gesund gelebt haben.

4. Wie häufig ist die Erkrankung?

Lungenkrebs gehört mit mehr als 50.000 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland zu den häufigsten Krebserkrankungen. Die Liste der tödlichsten Krebskrankheiten führt Lungenkrebs an.

5. Kann ich Lungenkrebs vorbeugen?

Durch eine gesunde Lebensweise mit Sport, gesunder Ernährung, Vermeidung von Übergewicht und vor allem dem Verzicht auf Rauchen, können wir unser Krebsrisiko entscheidend verringern.

6. Gibt es verschiedene Arten von Lungenkrebs?

Ja – wir unterscheiden heute nicht mehr nur die zwei großen Gruppen von kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, sondern wir versuchen bei jedem Patienten die individuellen Eigenschaften des Tumors zu erkennen, bis hin zu einer breiten genetischen Untersuchung der Zellen. Diese werden dann auch zum Teil sehr individuell behandelt. Das nennt man eine zielgerichtete Therapie.

7. Ist Lungenkrebs heilbar? Welche Chancen habe ich, wenn ich erkrankt bin? Und wie sind die Behandlungsmöglichkeiten bei fortgeschrittenen Erkrankungsstadien?

Die gute Nachricht ist – auch Lungenkrebs ist heilbar. Neben Operation und Strahlentherapie nutzen wir in der Regel alle Therapiemöglichkeiten, um eine Heilung zu ermöglichen. Das ist natürlich abhängig von der Ausbreitung der Erkrankung.

In den letzten Jahren ist die Immuntherapie fester Bestandteil der Therapie von Lungenkrebserkrankungen geworden. Neben Chemotherapie und der zielgerichteten Therapie werden diese Medikamente zunehmend eingesetzt. Bei der Immuntherapie werden die körpereigenen Abwehrzellen in die Lage versetzt, sich wieder gegen die Krebszellen zu wehren, was zum Teil mit großem Erfolg gelingt. Neben einer besseren Wirksamkeit haben diese Medikamente erfreulicherweise in der Regel auch noch weniger Nebenwirkungen. Hierdurch kann bei einem Teil der Patienten eine Krebserkrankung auch im fortgeschrittenen Stadium über Jahre kontrolliert werden, vielleicht sogar ganz zur Ruhe kommen.

8. Ist die OP ein großer Eingriff?

Bei einer Operation reicht die Bandbreite von kleinen minimalinvasiven Eingriffen, der sogenannten Knopflochchirurgie, bis hin zu der klassischen offenen Operation. Die Operationsverfahren sind in den letzten Jahren durch moderne Techniken, so auch zum Beispiel den Einsatz eines daVinci Operationssystemes, deutlich schonender geworden.

9. Gibt es Alternativen zu etablierten Therapien und was halten Sie von Studien, die neue Medikamente oder Therapieverfahren prüfen?

Bei Lungenkrebs gibt es zu den genannten Verfahren zusätzliche Möglichkeiten, wie eine sorgfältige Ernährungsberatung, Physiotherapie und auch psychoonkologische Behandlung. Diese können die klassischen Therapieverfahren sehr unterstützen. Auch Naturheilverfahren werden von vielen Patienten unterstützend eingesetzt. Ein Austausch über die genutzten Behandlungen ist dabei sehr wichtig.

Studien sind wichtig, um die Behandlungsmöglichkeiten weiter zu verbessern. Neben der Chance auf eine modernere, womöglich bessere Therapie, werden Patienten in Studien noch gründlicher überwacht. Hierdurch hat jeder Patient, der an einer Studie teilnimmt, einen persönlichen Vorteil.

10. Was kann man sonst noch tun? (Psychologie, Ernährung etc.)

Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Behandlungsteam ist für den Erfolg der Behandlung sehr wichtig. Patienten und ihre Angehörigen sollen sich im Behandlungsteam aufgehoben fühlen. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ist für manche Patienten hilfreich. Rehabilitationsverfahren können zum Aufbau von Körperfunktionen beitragen.

 

Alle Infos zur Veranstaltung „Leben mit Lungenkrebs“ im Überblick:

Was: Patienten-Infotag „Leben mit Lungenkrebs“

Infos rund um die moderne Diagnostik und Therapie von Lungenkrebs. Die Referenten stehen nach den Vorträgen für Fragen zur Verfügung.

Wann: Samstag, 6.7.2019 von 10:00 bis 13:00 Uhr

Wo: KWM Missioklinik, Salvatorstraße 7 (Konferenzraum Ebene 4), 97074 Würzburg

Für wen: Betroffene, Angehörige und Interessierte