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Kritischer Spaziergang mit den Grünen am Oberen Dümmersberg

Betrachtung der Dimensionen des geplanten Baugebiets

Vor Ort zeigten die Grünen Ochsenfurt den interessierten Bürger/innen bei einem Spaziergang die Ausmaße des geplanten Baugebiets am Oberen Dümmersberg, einschließlich der betroffenen Biotope, um ein Gefühl für die Dimensionen zu vermitteln. Anhand von Planunterlagen konnten Lage und Umgriff nachvollzogen werden, ebenso wie die Beziehungen zur Infrastruktur, Erschließung und Umgehungsstraße.

Ochsenfurt. Der Aufstieg über die Kniebreche zum Oberen Dümmersberg hoch verfehlte seine Wirkung nicht: „Ganz schön steil und eng - und hier soll ein Fuß- und Radweg entstehen?“ Ungläubig staunten mehr als 30 interessierte Bürger/innen über das Ansinnen der Stadt Ochsenfurt, hier eine fußläufige Verbindung vom geplanten Wohnsiedlungsgebiet „Oberer Dümmersberg“ (Hochebene oberhalb Hauptfriedhof, hinter den ehemaligen 3 Pappeln) zur Nahversorgung und in die Stadt zu schaffen. Zum täglichen Einkauf wäre dieser Weg nicht geeignet, da waren sich die Teilnehmer des Rundgangs um das geplante Wohnsiedlungsgebiet einig.

 

Ein Gefühl für die Dimensionen bekam die Gruppe, als sie die Mitte des geplanten Baugebiets erreichte und Britta Huber, Grüne Stadträtin für Ochsenfurt, ihnen anhand von Planunterlagen zeigte, dass sie bisher nur die erste Hälfte abgegangen waren und die zweite Hälfte der Wohnsiedlung erst noch folgen würde: „Nochmal so viel? Unglaublich!“.

 

Auch die Lage der Umgehungsstraße wurde besichtigt, die von der B13 auf Höhe Am Wolfgang an den Aussiedlerhöfen vorbei hinüber zum Gewerbegebiet Hohestadt verlaufen würde. Es wurde darüber spekuliert, ob für die Überquerung des Klingengrabens sogar eine freitragende Brücke notwendig werden würde. Familie Bähr, die in der Klinge wohnt, berichtete über die heftige Überflutung der Klinge bei Starkregen, da die Kanalisation dort völlig unzureichend dimensioniert sei. „Und das wird in Zukunft immer häufiger passieren: mehr Starkregen durch den Klimawandel und größere Überschwemmungsgefahr durch die Flächenversiegelung“ meinte Burkard Bähr.

 

Dem pflichtete auch Kerstin Celina bei, Landtagsabgeordnete für die Grünen in Bayern, die sich selbst ein Bild von den Ausmaßen der Flächenversiegelung durch das geplante Gesamtprojekt aus Wohngebiet Oberer Dümmersberg, Gewerbegebiet Hohestadt-Süd und Umgehungsstraße machen wollte. „Das Projekt hier ist riesig, es wird Wohnraum für 1400 Menschen geplant. Das beinhaltet natürlich auch ein hohes finanzielles Engagement für die Stadt. In Kürnach hat sich vor drei Jahren bei einem geplanten größeren Projekt eine Bürgerinitiative gebildet, die einen Bürgerentscheid initiiert hat. Bei einer Wahlbeteiligung von fast 60% haben damals fast 70% dagegen gestimmt. Die Debatte darüber tat uns Kürnachern sehr gut und das empfehle ich auch den Ochsenfurtern“ so Celina. Auch die anwesenden Ochsenfurter Landwirte zeigten sich nicht begeistert von den Plänen für die neue Siedlung. Denn ihnen würden durch die Bebauung weitere wertvolle Ackerböden und Ausgleichsflächen für Naturschutzmaßnahmen verloren gehen. Zudem würden sie in der Ausübung ihrer Landwirtschaft weiter eingeschränkt werden, Interessenskonflikte mit den Anwohnern wären zum Beispiel in Erntezeiten nicht auszuschließen. Stefan Doseth, Landwirt und Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbands für Ochsenfurt, bemängelt neben der massiven Flächenversiegelung vor allem die Aspekte Verkehrserschließung und Wirtschaftlichkeit als nicht überzeugend in der Machbarkeitsstudie.

 

Die beiden Grünen Stadträte Britta Huber und Josef Meixner möchten zwar auch die Belange der Natur und der Naherholung für die Stadtbewohner genügend berücksichtigt wissen, sehen aber ebenfalls vor allem Mängel und Lücken in der Machbarkeitsstudie bei so wichtigen Aspekten wie zum Beispiel Wirtschaftlichkeit, Infrastruktur-Folgekosten, Verkehrserschließung, Innenentwicklung, Wettbewerbsfähigkeit mit umliegenden Wohn- und Gewerbegebieten. Mit anderen Worten: Falls das Gesamtprojekt trotz Mängeln in der Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit weiterverfolgt würde, wäre der Eingriff in Natur, Landwirtschaft und Naherholung doppelt schlimm.

 

Deshalb hat die Grüne Stadtratsfraktion im August einen Antrag auf Nachbesserung der Machbarkeitsstudie Oberer Dümmersberg – Hohestadt Süd gestellt, bevor über die Weiterverfolgung des Gesamtprojekts entschieden wird. Eine breitere bürgerliche Diskussion zu diesem weitreichenden Projekt haben die Grünen mit diesem Spaziergang jedenfalls angestoßen und sind damit ihrem Wunsch, die Ochsenfurter Bürger/innen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, ein Stück näher gekommen.