Landkreis Würzburg Die Landkreis-SPD ruft Vereine und Verbände aus dem Landkreis Würzburg auf, Vorschläge für den diesjährigen Felix-Freudenberger-Preis einzureichen. Der Preis geht an Persönlichkeiten, Gruppen oder Vereinigungen, die im kulturellen, künstlerischen oder pädagogischen Bereich beispielgebend wirken oder sich durch Zivilcourage in besonderer Weise um die Gesellschaft und das Gemeinwohl in Unterfranken verdient gemacht haben. Er ist mit insgesamt 1500 Euro dotiert.
Eine Jury unter der Leitung von Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib wählt die Preisträger aus. Der Preis wird als Hauptpreis (1000 Euro) und als Förderpreis (500 Euro) vergeben. Zuletzt erhielt 2021 die Geschichtswerkstatt Aub den Freudenberger-Sonderpreis.
Bewerbungen sind bis zum 15. Juni 2023 möglich. Interessierte können sich an die Landkreis-SPD wenden. Vorschläge senden Sie bitte an die SPD-Geschäftsstelle per E-Mail max.doerflein(at)spd.de oder postalisch an SPD Würzburg-Land (Semmelstraße 46 R, 97070 Würzburg).
Felix Freudenberger
Geboren am 7. August 1874 in Heidingsfeld bei Würzburg; gestorben am 15. Dezember 1927 in Schönberg / Württemberg.
Felix Freudenberger wuchs in kleinen Verhältnissen als eines von elf Kindern eines Lehrers in Heidingsfeld auf. Nach der Realschule in Fürth absolvierte er dort eine Lehre als Buchhandelsgehilfe und walzte nach Frankfurt am Main und Witten. 1899 eröffnete er in Würzburg eine kleine Buch- und Schreibwarenhandlung. Er heiratete Rosa Frankenfelder, Tochter eines Metzgers. Rosa führte das Buchgeschäft später weiter. Sie wurde am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort im Mai 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Die 1901 geborene Tochter Sophie konnte nach England entkommen.
Freudenberger trat 1895 der SPD bei, für die er als Parteiredner auftrat und im Fränkischen Volksfreund schrieb. Seit 1914 war Freudenberger auch Mitglied des SPD-Landesvorstands im Königreich Bayern.
Die SPD stellte ihn 1907 bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer als Kandidaten auf. Nach der Demokratisierung des Wahlrechts war seine Kandidatur für den Bayerischen Landtag 1919 erfolgreich, dem er bis zu seinem Tod 1927 angehörte.
Seit 1908 war Freudenberger SPD-Vertreter im Würzburger Gemeindekollegium, ab 1915 auch als Gemeindebevollmächtigter, nach 1919 wurde er Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion. Er wurde auch Abgeordneter im unterfränkischen Kreistag.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs blieb Freudenberger innerhalb der Sozialdemokratie auch angesichts der Kriegsbegeisterung ein Pazifist. Vom Antikriegsbuch „Der Mensch ist gut“ von Leonhard Frank wurden in seiner Buchhandlung 300 Exemplare beschlagnahmt. Auf dem SPD-Reichsparteitag, der 1917 in Würzburg abgehalten wurde, hielt er eine pazifistische Begrüßungsrede.
Gleichwohl wurde ein Antrag der Kriegsgegner in der Partei mit 26 zu 257 Stimmen abgelehnt. Einen Übertritt zur neu gegründeten USPD lehnte Freudenberger im Unterschied zu Curt Geyer, der zwischen 1915 und 1917 sich als Redakteur bei ihm in Würzburg aufhielt, allerdings ab.
Freudenberger wurde aus der SPD heraus einer der Anführer eines Arbeiter- und Soldatenrats, der im November 1918 auch in Würzburg gebildet wurde, und war Delegierter beim Reichsrätekongress im Dezember 1918 in Berlin. Freudenbergers Einfluss sorgte dafür, dass die Räterevolution im April 1919 in Würzburg weitgehend friedlich verlief. Er selbst wurde von den Revolutionären kurzzeitig festgesetzt. Nach der Niederschlagung der Revolution in Würzburg mobilisierte Freudenberger
gegenrevolutionäre Freikorpskämpfer.
Gegen den antisemitisch gemünzten Widerstand der bürgerlichen Parteien wurde Freudenberger 1919 zum vierten (ehrenamtlichen) Bürgermeister für Schule und Kultur in Würzburg gewählt. In seine kurze Amtszeit fällt die Gründung der Volkshochschule. Freudenberger wurde Mitglied im Aufsichtsrat der Würzburger Strassenbahnen und der Kreis-Elektrizitaetsversorgung Unterfranken. Er wurde, wie schon im Kaiserreich, als Sozialdemokrat weiterhin von der bayerischen Staatspolizei rigoros bespitzelt und überwacht. Beim Würzburger „Barmat-Skandal“ wurde er 1925 zur Zielscheibe der rechtsradikalen Hetze, ohne dass man ihn gerichtlich belangen konnte.
Freudenberger starb während eines Sanatoriumsaufenthalts im Schwarzwald in Schönberg oder Schömberg. Bei seiner Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof in Würzburg sprachen die SPD-Politiker Hermann Müller und Hans Vogel.
Nach Freudenberger wurde im Jahr 2008 der Felix-Freudenberger-Platz am Oberen Mainkai in Würzburg benannt
Richtlinien zur Vergabe des Felix-Freudenberger-Preises – , Bildung und Zivilcourage –
Der Bezirk Unterfranken der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands verleiht erstmals im Jahr 2016 und künftig alle zwei Jahre in Anerkennung für besondere Verdienste um die Kultur, die Bildung und/oder die Zivilcourage in Unterfranken den Felix-Freudenberger-Preis.
Den Preis sollen Personen, Gruppen oder Vereinigungen erhalten, die als Künstlerinnen oder Künstler, Pädagoginnen oder Pädagogen, Kultur- oder BildungspolitikerInnen bzw. in verantwortlicher Tätigkeit im Kultur- bzw.
Bildungsbereich herausragend gewirkt haben bzw. die sich durch ihre erwiesene Zivilcourage in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
In Erinnerung und Würdigung seiner politischen Arbeit wird der Preis nach dem Sozialdemokraten Felix Freudenberger (1874-1927) benannt. Als Buchhändler, Pazifist, (ehrenamtlicher vierter) Bürgermeister und als Landtagsabgeordneter wirkte er in Würzburg und ganz Unterfranken und trug maßgeblich zu einem vielfältigen Kulturleben bei. Er setzte sich für die Demokratie ein und kämpfte für Meinungsfreiheit und gegen Rassismus.
Personenkreis
Ausgezeichnet werden sollen Menschen, die auf dem Gebiet Kultur und/oder der Bildung herausragend bzw. beispielgebend gewirkt haben und/oder die durch erwiesene Zivilcourage Vorbildliches geleistet haben. Der Preis wird in der Regel an Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Vereine und Verbände verliehen, die im Bezirk Unterfranken leben bzw. deren Tätigkeit einen Bezug zum Bezirk Unterfranken hat.
Dotierung
Der Preis ist insgesamt mit 1.500 € dotiert und wird in zwei Kategorien geteilt:
Hauptpreis (1.000 EUR)
Förderpreis (500 EUR)
Eine weitere Aufteilung auf mehrere Preisträger soll nicht erfolgen.
Vorschlagsberechtigte
Eigenbewerbungen sind nicht möglich. Die Ortsvereine, Unterbezirke, Arbeitsgemeinschaften sowie der Bezirksvorstand können jederzeit Vorschläge bei der Geschäftsstelle des Bezirk Unterfranken einreichen.
Unterlagen
Die Vorschlagenden bereiten mit ihrem Vorschlag und rechtzeitig zur Jury-Situation kompakte und aussagekräftige Unterlagen zur Antragsberatung in der Jury vor. Die Unterlagen sollen den Jury-Mitgliedern spätestens 10 Tage vor der Jury-Sitzung vorliegen.
Preisverleihung
Der Preis wird zusammen mit einer Skulptur („FF“) und einer Urkunde verliehen. Die Preisvergabe erfolgt in einer öffentlichen Feierstunde. Die Preisträger können jeweils eine/Laudator/in benennen.
Jury
Eine unabhängige Jury berät in nichtöffentlicher Sitzung über die Vergabe des Preises und gibt eine Empfehlung an den Bezirksvorstand, der die abschließende Entscheidung trifft. Die Entscheidung ist mindestens mit Zweidrittelmehrheit zu treffen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Jury wird aus Anlass der alle zwei Jahre anstehenden Preisverleihung jeweils neu berufen. Sie soll mit nicht mehr als 11 Personen besetzt sein. Die Zusammensetzung soll mit fachlich kompetenten Mitgliedern und Vertretern des Bezirksvorstandes bzw. von ihm benannten Vertretern der Ortsvereine bzw. Unterbezirke erfolgen. Vorsitzende/Vorsitzender ist die/der jeweils amtierende Vorsitzende des SPD-Bezirksverbandes bzw. die/der stellvertretende Vorsitzende bzw. ein vom Vorsitzenden benanntes Vorstandsmitglied. Die Berufung erfolgt durch den SPD-Bezirksvorstand. Die Mitarbeit in der Jury ist ehrenamtlich.
Inkrafttreten
Mit Beschluss des Bezirksvorstandes der SPD Unterfranken treten die Richtlinien mit Wirkung vom 01.Dezember 2015 in Kraft.