THÜNGERSHEIM
Im vereinseigenen Garten des Obst- und Gartenbauvereins Thüngersheim darf die Natur selbst Gestalterin sein. Ursprünglich als Streuobstwiese angelegt, gedeihen heute im Jahreszeitenrhythmus auch Stauden, Kräuter und Blumen im Vereinsgarten in den Weinbergen. Bienen sowie andere Insekten freuen sich über „wilde Ecken“. Igel und Eidechsen finden Unterschlupf in Trockensteinmauern oder Zäunen aus alten Weinstöcken.
Das Beispiel des Obst- und Gartenbauvereins Thüngersheim zeigt, wie Gartenfreunde der Natur einen Platz direkt vor ihrer Haustür einräumen können. Die Plakette „Bayern blüht – Naturgarten“ zeichnet das Vereinsgelände künftig als Ort der Artenvielfalt und naturnahen Gartengestaltung aus. Sieben weitere Gärten in Stadt und Landkreis Würzburg haben sich die Plakette für den Gartenzaun dieses Jahr ebenfalls verdient. Bei einer Urkundenverleihung im Garten des OGV Thüngersheim zeichnete Landrat Thomas Eberth die Gartenbesitzerinnen und -besitzer offiziell aus. Neben ihm gratulierten auch Altlandrat Eberhard Nuß, Vorsitzender des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege in Würzburg, und Thüngersheims Bürgermeister Michael Röhm zum anerkannten grünen Daumen.
„Naturgärten sind wie ein grünes Klassenzimmer für Jung und Alt. Hier erleben wir den Wechsel der Jahreszeiten und lernen heimische Tier- und Pflanzenarten kennen“, lobte Eberth die Bedeutung der zertifizierten Gärten. „Wo Natur im Garten ist, können wir die Seele baumeln lassen und tun gleichzeitig etwas für die biologische Vielfalt.“ Als Dankeschön für die geleistete Arbeit zur Förderung der Biodiversität und des Klimaschutzes spendete der Landkreis Würzburg den Gartenbesitzerinnen und -besitzern einen Pflanzengutschein im Wert von 100 Euro.
Pluspunkte sammeln mit Wildkraut, Insektenhotels und lebenden Einfriedungen
Auch wenn die Natur eine großartige Landschaftsarchitektin ist, will ein Naturgarten gepflegt sein. „Naturgarten bedeutet nicht, der Wildnis freien Lauf zu lassen, sondern meint das bewusste Gestalten im Einklang mit der Natur“, erklärt Jessica Tokarek, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege den Unterschied. Gemeinsam mit Christine Bender vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg und Helmut Lutz vom Obst- und Gartenbauverein Reichenberg hat sie sich von der Güte der acht Gärten überzeugt.
Jeder Zertifizierung geht ein zweistündiger Vor-Ort-Termin voraus, bei dem geschulte Gartenzertifizierer die Einhaltung von Kernkriterien prüfen – etwa den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger – und kontrollieren, wie viele Natur- und Nutzgartenelemente Berücksichtigung finden. Das Zulassen von Wildkraut ist ein Pluspunkt genauso wie das Aufstellen von Insektenhotels, das Gießen mit Regenwasser oder lebende Einfriedungen wie Hecken.
Die meisten Naturgärten Unterfrankens blühen im Landkreis Würzburg
Die bayernweite Auszeichnung gibt es erst seit 2019. Im Landkreis Würzburg verdienten sich in dieser Zeit bereits 23 Gärten die Zertifizierung. „Unser Landkreis ist damit unterfrankenweit Spitzenreiter“, weiß Kreisfachberaterin Tokarek. „Die Plakette am Gartenzaun ist vielen wichtig, weil sie zur Nachahmung anregen möchten“, sagt sie. „Andere möchten zeigen, dass der Naturgarten eine bewusste Gestaltung ist, schön und umweltbewusst zugleich, und nichts mit einem Mangel an gärtnerischer Pflege zu tun hat“.
Welche unterschiedlichen Schwerpunkte Naturgartenfreunde setzen können, zeigt sich an der Vielfalt der acht frisch zertifizierten Gärten in Stadt und Landkreis.
Für den Erhalt 80 Jahre alter Obstbäume, eine große Stauden- und Gehölzvielfalt, seine Insektenfreundlichkeit und die gelungene Kombination aus Natur, Nutzung und Ästhetik wurde der Schaugarten von Simone Angst-Muth im Würzburger Steinbachtal ausgezeichnet. Sie teilt ihr Wissen gern mit anderen natur- und pflanzenbegeisterten Gartenfreunden und bietet auch Führungen an.
Ebenfalls im Steinbachtal steht der Hausgarten von Angelika und Geoffrey Grigor. Viele Blütenpflanzen ernähren die eigenen Honigbienen genauso wie ihre wildlebenden Artgenossen. Ein altes Schwimmbecken speichert Wasser zum Gießen der Gemüsebeete und ist gleichzeitig ein Feuchtbiotop für Libellen und andere Insekten.
Gleich mehrere Feuchtbiotope hat Stefan Bellmann auf seinem Gartengrundstück in Höchberg angelegt. Eine Trockenmauer dient heimischen Reptilien als Rückzugsort.
Der Garten von Familie Hasch aus Estenfeld zeigt, dass alte Gehölze einem Hausumbau mit Neugestaltung des Gartens nicht zum Opfer fallen müssen. Schon während der Bauphase wurde Rücksicht auf den Gehölzbestand genommen, der sich heute in Gesellschaft durchblühender Staudenbeete, einer Blumenwiese und vieler Blütenpflanzen befindet.
Im Garten der Familie Ströbel in Heidingsfeld locken ein großzügiger Teich und ein Kräutergarten viele Insekten an. Da wild aufgehende Kräuter nicht entfernt werden, haben sich auch seltene Arten angesiedelt.
Clara Hartlieb hat ihren Garten in Würzburg erst vor kurzem von den Eltern übernommen. Das Grundstück zeichnet sich durch einen alten Baumbestand aus, auch Streuobstbäume wachsen hier. Auf den Freiflächen breitet sich im Frühling und Sommer eine Blumenweise aus, die zusammen mit Wildstauden und einem Feuchtbiotop vielen Tieren einen Lebensraum bietet.
Heiko Paeth aus Thüngersheim hat aus seinem kleinen Garten ebenfalls ein Paradies für Insekten und andere Tiere gezaubert. Unter einem alten Nußbaum fühlen sich schattenliebende Stauden wohl. Das Highlight ist jedoch der im barocken Stil aufgebaute Küchengarten, in welchem auf kleinstem Raum Kräuter, Gemüse und Obst gedeihen.
So kommt die Plakette an den Zaun
Gartenbesitzer, die Interesse an einer Auszeichnung mit der Gartenplakette haben, können sich beim Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Würzburg oder bei der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Würzburg melden. Mitglieder in Obst- und Gartenbauvereinen zahlen einen Kostenbeitrag von 40 Euro für die Zertifizierung, Nichtmitglieder leisten einen Beitrag von 80 Euro. Das Geld kommt der Landesvereinigung Gartenbau Bayern zugute, die Infomaterial für Naturgärtnerinnen und -gärtner bereithält und die Plaketten zur Verfügung stellt.
Weitere Informationen sowie das Anmeldeformular zur Naturgartenzertifizierung finden sich unter www.landkreis-wuerzburg.de/gartenkultur . Fragen beantwortet Kreisfachberaterin Jessica Tokarek telefonisch (0931 8003-5463) oder per E-Mail (j.tokarek@Lra-wue.bayern.de).
Als eine der führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der angewandten Energieforschung verbindet das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) exzellente Forschung mit einer schnellen Umsetzung der Resultate in die wirtschaftliche Praxis. Die Hauptforschungsschwerpunkte des ZAE Bayern liegen in den Bereichen „verstärkter Einsatz von Erneuerbaren Energien“ und „Steigerung der Energieeffizienz“. Ein besonderes Merkmal des ZAE Bayern ist die wissenschaftliche Tiefe, von den Grundlagen bis hin zur Anwendung, mit denen die Kernthemen der Forschung und Entwicklung bearbeitet werden. Das ZAE Bayern entwickelt energiesparende Konzepte, Techniken und Anlagen, erforscht Energiespeichertechnologien und erschließt regenerative Energiequellen. So befasst sich das ZAE Bayern an seinen Standorten unter anderem mit thermischen und elektrochemischen Energiespeichern, energieoptimierten Gebäuden und Stadtquartieren, energieeffizienten Prozessen, Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie, Thermophysik, Nanomaterialien, Smart Grids und Energiesystemen. In seiner Forschungsausrichtung verknüpft es in einem interdisziplinären Ansatz Materialforschung, Komponentenentwicklung und Systemoptimierung. Hierzu bietet das ZAE Bayern seinen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft ein breites Leistungsspektrum an, das sich von messtechnischen Dienstleistungen bis hin zu komplexen Forschungs- und Entwicklungsprojekten erstreckt. Das ZAE Bayern wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert.