Soziale Netzwerke

  

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Mit Austausch und Vermittlung dem Antisemitismus entgegenwirken

Startschuss für das Projekt „Netzwerk jüdisches Leben und historisches jüdisches Erbe in Bayern“

München: Bayern ist reich an jüdischer Kultur. Vielerorts erzählen unter anderem Synagogen, Mikwen, Archivquellenund individuelle Lebensgeschichten von der jüdischen Geschichte, die bis weit ins Mittelalter zurückreicht. Heute nennen rund 20.000 Jüdinnen und Juden Bayern ihr Zuhause. Im Festjahr 2021/22 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fanden bayernweit mehr als 1.000Veranstaltungen statt, darunter zahlreiche Beiträge ehrenamtlich Engagierter.

Vor diesem Hintergrund stellten am 31.08.2023 Dr. Olaf Heinrich als Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und Dr. Ludwig Spaenle, MdL, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe das neue Projekt „Netzwerk jüdisches Leben und historisches jüdisches Erbe in Bayern“ gemeinsam vor.

Die Initiative dafür ging von Dr. Spaenle aus. In seiner Tätigkeit hat der Beauftragte den Bedarf an einem Netzwerk der Vereine, Institutionen und Initiativen erkannt, oft wurde der Wunsch nach regelmäßigem Austausch und einer engeren Vernetzung von den Ehrenamtlichen selbst geäußert. Auch in der Heimatpflege ist das Thema schon lange verankert, denn insbesondere zur Ortsgeschichte gehört in vielen bayerischen Dörfern und Städten auch ein reiches jüdisches Erbe. Ein bayernweites Netzwerk, das alle haupt- und ehrenamtlich Tätigen einschließt, wie es für andere gesellschaftliche Bereiche schon seit längerem der Fall ist, fehlt bisher jedoch.

Diese Lücke soll nun das neue Projekt schließen, das der Landesverein für Heimatpflege trägt. Es beginnt am 01.09.2023, ist auf vier Jahre ausgelegt und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus gefördert. Ziel des Projekts ist es, das haupt- und ehrenamtliche Engagement zu stärken und im gesamten Freistaat die Akteurinnen und Akteure zu den Themen jüdisches Leben und historisches jüdisches Erbe zu vernetzen.

„Ein solches Vorhaben ist beim Landesverein aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung und Kompetenz bestens aufgehoben, steht doch der Landesverein in engem Kontakt mit den bayerischen Heimatpflegerinnen und Heimatpflegern, von denen sich viele mit der jüdischen Geschichte ihrer Region beschäftigen“, sagt der Vorsitzende Dr. Olaf Heinrich. In den kommenden vier Jahren sollen die bestehenden Kontakte und Verbindungen auf regionaler und auf Landesebene ausgebaut und die haupt- und ehrenamtlichen Aktiven, aber auch die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Fachinstitutionen, aus dem Bildungsbereich sowie der jüdischen Kultusgemeinden und Institutionen weiter zusammengebracht werden, um dadurch den Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern. Im Rahmen des Projekts werden unter anderem Vernetzungstreffen stattfinden sowie eine Internetplattform eingerichtet. Schließlich kann mit dem geplanten Netzwerk auf Landesebene eine gemeinsame Interessensvertretung für die Belange im Bereich jüdisches Leben und Erbe geschaffen werden.

Das Interesse an jüdischer Kultur ist anhaltend groß, gleichzeitig erfordern die erschreckend hohen Zahlen antisemitischer Vorfälle ein entschiedenes Vorgehen. „Die jüdische Geschichte und Kultur immer wieder ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, ist wichtiger Baustein in der Erinnerungsarbeit und der Antisemitismusprävention. Das Kennenlernen des jüdischen Erbes und die Begegnung mit Jüdinnen und Juden verfestigen das Bewusstsein für jüdisches Leben als einem integralen Bestandteil bayerischer Geschichte und Gegenwart“, sagt Dr. Ludwig Spaenle.

Vielerorts kümmern sich Vereine und Einzelpersonen oft schon über Jahrzehnte um die Bewahrung, Erforschung und Vermittlung des jüdischen Erbes und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Das langjährige ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Aktiven, ihre Begeisterung für jüdische Kultur und das umfangreiche Wissen der lokalen Geschichte sind beeindruckend. Das Projekt will auch dabei helfen, dieses Wissen an ein breiteres Publikum zu vermitteln.
 

Dr. Ludwig Spaenle und Dr. Olaf Heinrich unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung. Foto: by Elke Kapell.