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„Neupriester sollten dem Vorbild von Papst Franziskus folgen“

- Priester in der Gemeinde, nicht über der Gemeinde

- Neue Offenheit in der Zölibats- und Frauenfrage

- Neue Formen kirchlicher Dienste notwendig

 

München - Regensburg: Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gratuliert den Diakonen, die am 26. Juni 2021 in Regensburg (acht), München (fünf) und auch anderswo ihre Priesterweihe empfangen haben und wünscht ihnen Gottes Segen für ihre künftige Arbeit in der Seelsorge. Die katholische Reformbewegung hofft, dass die Neupriester, die ihr Studium nach der Wahl von Papst Franziskus im März 2013 aufgenommen haben, auch seinem pastoralen Vorbild folgen werden. Das bedeutet konkret, besonders für die Menschen am Rande von Kirche und Gesellschaft da zu sein, so wie es Papst Franziskus früher in Argentinien und jetzt in Rom eindrucksvoll vorlebt.

 

Priester in der Gemeinde, nicht über der Gemeinde

In Franziskus' Forderung, dass Priester mit dem "Geruch der Schafe" inmitten ihrer Herde leben und auch an die "Peripherie" gehen sollten, sieht Wir sind Kirche ein notwendiges Miteinander von Klerikern und sogenannten Laien (das griechische Wort für "Volk Gottes") auf Augenhöhe. Als Antwort auf den jahrzehntelangen Missbrauchsskandal und die MHG-Missbrauchsstudie der Bischöfe findet jetzt auch innerhalb des Synodalen Weges in Deutschland eine theologische Debatte über ein erneuertes Priesterbild statt. Ohne Papst Franziskus wären der Synodale Weg und auch das Forum "Priesterliche Existenz heute", das erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche im deutschen Sprachraum die Zölibatsfrage ergebnisoffen behandelt, nicht einmal denkbar.

 

Neue Offenheit in der Zölibats- und Frauenfrage

Wir sind Kirche begrüßt es, dass sich auch immer mehr Bischöfe in der Zölibats- und Frauenfrage offen äußern. Es gibt im Neuen Testament keinen Beleg dafür, dass Jesus nur unverheiratete Männer für die Feier des Gedächtnisses von Leben, Tod und Auferstehung gewollt hätte. Der Verweis auf die Tradition überzeugt nicht, gab es doch auch in der katholischen Kirche mehr als tausend Jahre keinen Pflichtzölibat. Und dies ist auch heute noch in einigen mit Rom unierten Kirchen der Fall. Außerdem arbeiten allein in Deutschland gut einhundert konvertierte lutherische und anglikanische Priester mit ihren Familien. Jesus war ein Mann, doch die theologisch entscheidende Botschaft ist die "Mensch"werdung Gottes.

 

Vor allem dürfen Frauen nicht länger diskriminiertund vom priesterlichen Dienst ausgeschlossen werden. Paulus schreibt: "Ihr seid alle durch den Glauben Töchter und Söhne Gottes, denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr (....) Männer oder Frauen seid, denn ihr alle seid 'eins' in Jesus Christus" (Gal. 3, 26-28).

 

Die Zukunft unserer Kirche hängt wesentlich davon ab, dass sie zur ursprünglichen "Communio" (Gemeinschaft) zurückfindet. Die Aufspaltung in "Kleriker" und "Laien" widerspricht fundamental der Idee vom "Volk Gottes": alle gehören dem Volk an und sind somit "Laien"; alle sind von Gott Erwählte und sind somit "Kleriker". Auch mit seiner bemerkenswerten Aussage "Wir sind alle gleich - Ich bin einer von euch" hat Papst Franziskus deutlich gemacht, dass "kirchliche Würdenträger" keine Sonderstellung vor Gott haben.

 

Neue Formen kirchlicher Dienste notwendig

In den letzten Jahren sind deutlich weniger als100 Männer pro Jahr ordiniert worden. Die höchst problematischen Strukturreformen (XXXL-Pfarreien, Pfarrverbände usw.) in den deutschen Diözesen haben sich an der zur Verfügung stehenden Zahl von Priestern orientiert. Das hat zu einer Entseelung der Gemeinden geführt. Die persönliche Seelsorge und die spirituelle Hinwendung zu einzelnen Menschen in kleinen Gemeinschaften werden nahezu unmöglich. Immer mehr Priester und andere Seelsorger fühlen sich ausgelaugt und überlastet.

 

Das erfordert dringend Konsequenzen: Die Zugangsbedingungen zum priesterlichen Dienst müssen geändert werden, denn sie verhindern, dass berufene Männer und Frauen ordiniert werden. Eine neue Sicht von Kirche ist nötig, die das Volk Gottes in den Mittelpunkt stellt, dem alle Dienste zugeordnet und nicht mehr sakral überhöht und klerikal übergeordnet sind.