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Nur ein Viertel der 50-Jährigen kann auf die eigene Rente bauen

Frauen diskutierten mit den MdL Halbleib und Strohmayr Frauen- und Familienpolitik

WÜRZBURG/MARKTBREIT 100 Jahre Wahlrecht für Frauen und staatsrechtliche Gleichberechtigung, die sogar im Grundgesetz verankert ist: Darauf können die Streiterinnen und Streiter für Frauenrechte stolz sein und die Erfolge feiern. Trotzdem, das wurde beim Frauenempfang der SPD-Landtagsfraktion mit der frauenpolitischen Sprecherin Dr. Simone Strohmayr und ihrem Kollegen, dem Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib, deutlich, gibt es noch viel zu tun. Gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich sind Frauen nach wie vor benachteiligt. Teilweise, waren sich Strohmayr und einige Gäste einig, könne man sogar wieder Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung beobachten.

 

Dass die Frauenquote in den Parlamenten derzeit eher sinke als steige, ist die SPDlerin überzeugt, werde diesen Trend weiter verstärken: „Wir brauchen mehr Frauen in den Parlamenten, um langfristig das Bewusstsein zu ändern“, forderte sie ihre Geschlechtsgenossinnen auf, Frauen zu wählen, aber auch selbst politisch aktiv zu werden. Die Klage des Landesfrauenrates gegen das bayerische Wahlrecht, mit generell nicht paritätisch-besetzten Wahllisten sei ein Signal, darüber zu diskutieren, dass zwar 52 Prozent der Bevölkerung weiblich sind, sich dies aber in den Kandidatenlisten nicht niederschlage. Abhilfe könne beispielsweise – wie in anderen Ländern - die Abhängigkeit der Parteienfinanzierung von der Quotierung schaffen.

 

Nur 25 Prozent aller Frauen um die 50 Jahre werde sich im Alter von der eigenen Rente finanzieren können, teilte Strohmayr mit. „Ohne Ehemann bleibt ihnen nur der Gang zum Sozialamt.“ „Über Regelungen hinsichtlich der Witwenrente bin ich auch gerade im Gespräch mit Betroffenen“, ergänzte Halbleib. Auch die Tatsache, dass Frauen in Führungspositionen immer noch die Ausnahme sind und man trotz aller Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hierzulande noch weit hinter anderen Nationen hinterherhinkt, wurde deutlich angesprochen.

 

Den Eingeladenen selbst lag neben den Themen Frauenrenten, Lohnlücke, Rückkehrrecht in Vollzeit und Stärkung der Gleichstellungsbeauftragten, das Thema Sexualerziehung in der Grundschule am Herzen. Der vor wenigen Wochen auf die Schnelle eingeführte bayerische Weg, die Sexualerziehung durch schulfremde Fachorganisationen wie Pro Familie, Gesundheitsamt oder dem Sozialdienst katholischer Frauen komplett zu verbieten und stattdessen den Lehrer(innen) aufzubürden, sei ein absolutes Unding. Schließlich zeigten Studien, dass die beste Vorbeugung gegen Missbrauch sowie ungewollte Schwangerschaften frühzeitige und ans Alter angepasste, professionelle Aufklärung ist.

 

Angesichts all dieser Themen, zog man gemeinsam das Fazit: Auch 100 Jahre nachdem Marie Juchacz, die spätere Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, als erste Frau im Nationalrat unter anderen die staatsrechtliche und gesellschaftspolitische Gleichstellung der Frauen forderte, bleibt zumindest der zweite Teil ihrer Forderung nach wie hochaktuell – und bisher unerfüllt. Insofern gelte es auch hierzulande die Nachfolgebewegung zur Me-Too-Debatte aufzugreifen: „Time’s up“ – Die Zeit ist reif.