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Protest gegen die Reform des Hochschulgesetzes in Würzburg

Letzten Sonntag um 15 Uhr sind etwa 70 Demonstrierende gegen die Reform des Hochschulgesetzes auf die Straße gegangen. Das Bündnis "StopptHSGreform" hatte unter dem Motto "Stoppt das Hochschulgesetz - wir sind die Uni" zum Protest aufgerufen.

WÜRZBURG - Das bereits im Oktober 2020 von der bayerischen Staatsregierung verabschiedete Eckpunktepapier hat zum Ziel, das bayerische Hochschulwesen zu modernisieren, indem den Universitäten und Hochschulen "neue Anreize für unternehmerische Betätigung" gegeben werden und ihnen "Selbständigkeit und Eigenverantwortung" mit einhergehender "gesteigerter Ergebnisorientierung" aufgezwungen werden.

Dass dies nicht im Interesse der Studierenden und Mitarbeitenden an den Hochschulen ist, drückte Fabio Langbein von der Bildungsgewerkschaft GEW aus: "Für uns bedeutet die Ökonomisierung der Unis einen großen Verlust.[...] Was nützlich für die Wirtschaft ist, ist noch lang nicht nützlich für uns."

Durch den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung für die Lehre und Forschung, werden die Finanzen der Hochschulen knapper. Damit verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden und studierenden Hilfskräfte. Außerdem werden die Hochschulen vermehrt von privaten Drittmitteln abhängig, was der Wirtschaft einen deutlich größeren Einfluss auf das Geschehen an diesen ermöglicht. Dies ist besonders für Geistes- und Sozialwissenschaften von Nachteil und kann für manche Fächer sogar existenzbedrohend sein. Denn Forschung in diesen Bereichen lässt sich nicht direkt für die Wirtschaft verwerten, und wird von dieser deshalb auch nicht finanziert. Diese Unterteilung von Wissen nach ökonomischem Nutzen steht im Gegensatz zur Aufgabe von Hochschulen, eine umfassende Bildung auf vielen Gebieten zu gewährleisten. "Akademische Bildung soll hochwertig, breit und vielfältig sein", so eine Rednerin.

 

Im Zuge der Annäherung der Hochschulen an Unternehmen sollen Professor:innen zudem Gründungsfreisemester ermöglicht werden. "Profs, die ein Freisemester für eine Unternehmensgründung bekommen, wälzen ihre Lehrverpflichtung auf prekär beschäftigte Mitarbeiter:innen ab, deren Karriere ja oft einzig und allein davon abhängig ist, wie viele Fachartikel sie publizieren", befürchtet Benedikt Seger und bemängelt: "Wenn für Unternehmensgründungen Räumlichkeiten vorgesehen sind, fehlen sie außerdem für die Lehre oder das Selbststudium"

 

Zudem wird kritisiert, dass das Eckpunktepapier ausgearbeitet wurde, ohne Statusgruppen mit einzubeziehen und dass keine demokratischen Strukturen gesichert, oder gar vorgesehen sind, die eine nennenswerte Beteiligung von Studierenden und Mitarbeitenden ermöglichen würden.

Hierzu äußert sich Ingo Heide folgendermaßen: "Was steht uns bevor, wenn wir nicht selbst mitentscheiden dürfen bei den Belangen, die einen festen Wert in unserem Leben ausmachen? Wir werden in Abläufe gedrängt, die wir uns nicht aussuchen, wir werden gefangen in einem Studienalltag, den wir nicht mitgestalten!"

 

 

Gegen die Reform des Hochschulgesetzes und für den Erhalt und die Stärkung von Geistes- und Sozialwissenschaften hat die Initiative Geistes- und Sozialwissenschaften eine Petition gestartet, die bereits über 8.000 Unterstützer:innen hat. Klar ist auch, dass dies erst der Anfang des Protestes gegen die Reform des Hochschulgesetzes und die damit einhergehende Ökonomisierung der Hochschulen ist.

 

www.openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-und-die-staerkung-der-geistes-und-sozialwissenschaften-in-bayern