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Schulstreik für's Klima: 150 Augsburger Schüler*innen freitags wieder während der Schulzeit auf der Straße

Augsburg: Nach fast zwei Jahren coronabedingter Schulstreikpause sehen sich Schüler*innen gezwungen, freitags wieder während der Schulzeit auf die Straße zu gehen. Die Augsburger Fridays-for-Future-Bewegung macht damit den Anfang.

Am Freitag verwandelte sich der Augsburger Rathausplatz in einen Ort, der Erinnerungen weckt: In Zeiten vor der Coronapandemie versammelten sich dort am Freitagvormittag regelmäßig Schüler*innen, Lehrer*innen, Geschwister und Eltern, um lautstark für konsequentere Klimaschutzmaßnahmen der Bundes- und  Stadtregierung zu demonstrieren.

Am Freitag war es dann wieder soweit. Bei hochsommerlichen Temparaturen trafen sich etwa 30 Schüler*innen gegen 11:00 Uhr auf dem Rathausplatz zum Aufbau und im Laufe der Zeit wuchs die Demo trotz sengender Mittagshitze auf 150 Teilnehmende an. Die Demonstrierenden zogen nach einer kurzen Anfangskundgebung über eine Stunde laut protestierend durch die Augsburger Innenstadt. Immer wieder schlossen sich Menschen an. Die Demo endete am Klimacamp, wo den von der Sonne ausgelaugten Demonstranten, Getränke zur Verfügung gestellt wurden.

Die Schulpflichtigen wollten mit diesem Streik aufs Neue ein Zeichen setzen, dass sie sich nicht von den regierenden Politiker*innen ihre Zukunft verbauen lassen wollen. Stattdessen nehmen sie ihr Schicksal selbst in die Hand, um durch friedlichen Protest ein Umdenken herbeizuführen. Viel Zeit bleibt dazu nicht mehr, wie der aktuelle IPCC-Bericht zeigt. Die 1,5-C°-Grenze könnte demzufolge schon innerhalb kurzer Zeit gerissen werden - mit allen dramatischen Folgen, die das nach sich ziehen würde.

"Es ist zum Verzweifeln! Die Politiker*innen sind sich vollkommen bewusst, in was für eine Katastrophe sie uns gerade führen. Offensichtlich wollen sie aber weiterhin lieber blindlings Politik für die nächsten vier Jahre machen, anstatt auch die Welt in vierzig Jahren noch lebenswert zu erhalten", stellt der 22-jährige Aktivist Rafael Engel fest.Sanktionsandrohungen von Seiten der Schulen wegen ihres Streikens lassen die Schüler*innen kalt. Die Schulen sind beispielsweise berechtigt beim unentschuldigten Fehlen, Ordnungsmaßnahmen wie Verweise zu verhängen. "Bildung ist von überragender Bedeutung und natürlich wäre es enorm wichtig, dass ich heute den Unterricht besuche. Aber leider hilft mir sämtliche Bildung dieser Welt nichts, wenn meine Zukunft daraus besteht, in den Trümmern der von der Klimakatastrophe zerstörten Welt zu leben. Deshalb wird mich auch nichts vom Streiken abhalten", betont der 18-jährige Schüler Fabian Theenhaus.

Nicht nur politisch überschlugen sich die Ereignisse in den letzten zwei Jahren Schulstreikpause:

Auch innerhalb der Bewegung wurden Ereignisse aufgearbeitet. Spätestens nach der Hausdurchsuchung des Augsburger Klimaaktivisten Alexander Mai (25, Master-Student und Programmierer) vor einigen Wochen, die später unter dem Namen "Pimmelgate Süd" bekannt wurde, will die Bewegung nun vermehrt auf den Umgang mit Klimaktivist*innen aufmerksam machen, denn die Causa Mai war kein Einzelfall. Dazu fand eine Stunde vor Demonstrationsbeginn eine Pressekonferenz im großen Saal der Moritzkirche statt.

Der Fall damals: Die zu der Zeit 15-jährige Schülerin Janika Pondorf sowie der 31-jährige Mathematik-Dozent Ingo Blechschmidt wurden von der Abteilung "Staatsschutz" der Augsburger Polizei hausdurchsucht. Dies geschah unter dem Vorwand, Beweise für eine angebliche Beteiligung an einer Aktion von Greenpeace Augsburg zu finden, die in der Nacht zum Konsumspektakel Black Friday 2019 in der Innenstadt abwaschbare konsumkritische Kreidebotschaften anbrachten. Belege für eine Beteiligung fanden sich nie, die Verfahren wurden sogar ohne Anklageerhebung eingestellt. Heute, genau zwei Jahre später, entschieden sich die beiden darüber offen zu sprechen. Auch auf die posttraumatische Belastungsstörung, unter der Janika seitdem leidet und wegen der sie für mehrere Monate in stationäre Behandlung musste, wurde auf der Pressekonferenz eingegangen. Die Schülerin des Hohlbeingymnasiums reihte sich im Anschluss an die Pressekonferenz noch in den Demonstrationszug ein und berichtete während einer bewegten Zwischenkundgebung den Anwesenden von ihrer Geschichte.

Foto: by FFF Augsburg