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SPD fordert Erhalt und Renovierung des Rückertbaus mit Ausbau des Stadtarchivs

ANTRAG

Stadtarchiv und Rückertbau

Entwicklung einer Neukonzeption

Rechtzeitige Ausschreibung der Stelle des neuen Stadtarchivars

Schweinfurt: Die SPD-Stadträte Julia Stürmer-Hawlitschek und Peter Hofmann haben einen umfangreichen Antrag von grundsätzlicher Bedeutung in den Stadtrat eingebracht. Darin fordern sie namens der SPD-Fraktion den Erhalt und die Renovierung des Friedrich - Rückert - Baus sowie eine Neukonzeption und Erweiterung des Stadtarchives.

 

Bisherigen Plänen der Stadtverwaltung und einem Mehrheitsbeschluss im Schweinfurter Stadtrat zufolge sollte der in den 50er-Jahren entstandene Bau am Martin-Luther-Platz abgerissen und dort ein neues Friedericke-Schäfer-Heim (Pflegeheim) errichtet werden, was vor allem von der CSU getragen wurde. SPD und Grüne hatten hier besonders vehement Widerstand geleistet.

Nun dürfte jedoch klar sein, dass dies nicht finanzierbar ist. Für die Hospitalstiftung wäre dies ein finanzielles Abenteuer, für die Stadt ergäbe sich aus der Verlagerung des Stadtarchivs in den Abrams-Club in der Richard-Wagnerstraße ein Kostendruck, der angesichts des Einbruchs des Steuereinkommens als Folge der Corona-Krise nicht zu vertreten wäre, so Peter Hofmann.

 

Im Friedrich Rückert-Bau sei ein funktionstüchtiges Archiv mit Archivbunker bereits vorhanden. Durch den geplanten Umzug der Wissenswerkstatt ergäbe sich die Möglichkeit der Erweiterung des Archivbunkers.

 

Wichtig ist, „dass das Stadtarchiv im Herzen der Stadt erhalten bleibt“, so Julia Stürmer-Hawlitschek. Der Standort am Stadtrand sei nicht zielführend.

 

Auch fordern die SPD-Stadträte neue mediale Räume, für die genug Platz vorhanden sei als auch Renovierung des Veranstaltungssaales und einen informativen Auftritt des Stadtarchivs im Internet. Hierzu müsse jedoch die Erschließung und Digitalisierung der Bestände vorangebracht werden, was allerdings nur mit einer personellen Verstärkung möglich sei. Hierzu sollte intensiv von der Möglichkeit der Einstellung von Werkstudenten Gebrauch gemacht werden.

 

Besonders wichtig ist der SPD-Stadtratsfraktion die Entwicklung eines archivpädagogischen Konzepts. Julia Stürmer-Hawlitschek, selbst Geschichtslehrerin am Celtis-Gymnasium, bestätigt, dass ein Bezug zur eigenen Stadt im Geschichtsunterricht bei Schülern zu höherem Interesse an Geschichtsvermittlung führt. Peter Hofmann sieht dies auch am großen Interesse an der Geschichtsdarstellung auf seiner Seite www.schweinfurtfuehrer.de.

 

Erforderlich sei auch die Schaffung der Stelle des Museums- und Archivpädagogen. Hier ergäben sich auch sehr gute Ergänzungsmöglichkeiten mit dem stadtgeschichtlichen Museum im geplanten Kulturforum, so Julia Stürmer-Hawlitschek.

 

Die Stelle für den in 2 Jahren in den verdienten Ruhestand wechselnden Stadtarchivars Dr. Uwe Müller solle alsbald ausgeschrieben werden, damit auch der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin bereits in die neue Konzeptentwicklung einbezogen werden könne.

 

Antrag:

1. Das Stadtarchiv verbleibt im Friedrich-Rückert-Bau.

2. Der Rückertbau bleibt erhalten und wird renoviert.

3. Es wird ein neues Konzept für das Stadtarchiv mit archiv-pädagogischem Angebot entwickelt. Hinsichtlich der baulichen Gestaltung soll auf der Grundlage ein Wettbewerb ausgeschrieben werden.

4. Auf der Grundlage eines neuen Konzeptes wird die Stelle des Stadtarchivars noch in diesem Jahr ausgeschrieben. Weiter ist der Stellenplan für das Stadtarchiv zu überarbeiten.

5. Zur besseren Erschließung der bisherigen und neuer Archiv-Bestände werden jährlich mindestens zwei Werkstudentenstellen angeboten.

 

Zu 1 und 2:

Der Neubau eines Friedericke-Schäfer-Heimes an der Stelle des Friedrich-Rückert-Baues ist nicht realisierbar. Es sprechen hierfür nicht nur städtebauliche und fachliche Gründe. Es wurde durch die Stadtkämmerin klar und deutlich kommuniziert, dass dieses Vorhaben durch die Hospitalstiftung schlichtweg nicht finanzierbar ist. Eine Verlagerung des Stadtarchivs in das ehemalige Offizierskasino bzw. Abrams-Club wäre mit enormen zusätzlichen Kosten für die Stadtkasse verbunden, die mit Umzug und Umbau die Kosten eines Verbleibs des Stadtarchives im Friedrich-Rückert-Bau bei vorzunehmender Renovierung, Erweiterung und Modernisierung weit übertreffen würden. Im Friedrich-Rückert-Bau, der bei entsprechender Renovierung ein würdiger Repräsentant der Nachkriegsarchitektur in Schweinfurt sein wird, sind Erweiterungsmöglichkeiten für die Bestände des Stadtarchivs nach Umzug der Wissenswerkstatt ausreichend vorhanden. Bei entsprechendem Umbau des Erd- und Obergeschosses verbleiben Räume für Lagerung des noch unerschlossenen Bestandes, interaktive Angebote des Archivs sowie für archivpädagogische Angebote für Schülerinnen und Schüler bzw. Studentinnen und Studenten und dies im Herzen unserer Stadt.

 

Zu 3:

Als klassische Aufgaben des Stadtarchivs gelten die stadtgeschichtliche Forschung, die Übernahme und Erschließung von Beständen. Bei der nicht gerade üppigen personellen Besetzung des Stadtarchivs in Schweinfurt können derzeit alle Aufgaben nur beschränkt wahrgenommen werden. Hinzu kommt, dass durch die Unterbesetzung historische Bildungsarbeit im Stadtarchiv zu lange nicht berücksichtigt werden konnte. Es muss gelten spezielle Programme zu erarbeiten, um die Kooperation mit Schulen zu fördern und das Archiv als außerschulischen Lernort zu etablieren. Zum Selbstverständnis vieler Archive gehört es, historische Bildungsarbeit nutzerspezifisch anzubieten. Gerade in der heutigen Zeit, die auch von Fake-News und nicht haltbaren Verschwörungstheorien gekennzeichnet ist, ist es unerlässlich ein Zeichen für den Wert wissenschaftlichen Bestands zu setzen, historische Quellen nicht nur zu archivieren, sondern sie den Bürgerinnen und Bürgern in moderner archivpädagogischer Methodik zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus stellt die Arbeit mit authentischem Material den Bezug zwischen Gegenwart und Vergangenheit her, wird also auch als erlebbarer außerschulischer Lernort begriffen. Neben einer forcierten – auch digitalen – Erschließung der Bestände bedarf es einer intensiven Außenwirkung des Archivs, was nur durch entsprechende interaktive Angebote für interessierte Besucherinnen und Besucher und archivpädagogische Angebote in Abstimmung mit den Schulen unserer Region erreicht werden kann, in deren Rahmen Geschichte lebendig und greifbar gemacht wird. Hinzu kommt die Erforderlichkeit eines zeitgemäßen Internetauftritts und darüber hinaus könnten die Bestände des Stadtarchivs online z.B. an die Suchmaschinen der Würzburger und Bamberger Universitätsbibliotheken angegliedert werden. Dies sollte bei der neuen Konzeption berücksichtigt werden. Archivpädagogik ist eine der wichtigen Säulen eines Stadtarchivs. Sie ist gesellschaftlicher Auftrag, denn sie ist wichtig für die Identitätsbildung durch Auseinandersetzen mit der eigenen Stadtgeschichte. Dabei erleichtern Themen der Regional- und Lokalgeschichte das Interesse von Schülerinnen und Schülern für Geschichte zu wecken und ihnen geschichtliche Entwicklungen zu vermitteln und verstehen zu lassen. Dazu gehören unseres Erachtens: - Einführung in zentrale Aufgaben eines Stadtarchives - Führung durch Räumlichkeiten und Vermittlung der Arbeitsabläufe - Auseinandersetzen mit historischem Quellenmaterial in Abgrenzung zu Darstellungstexten - digitale Nutzungsmöglichkeiten des Archivs - themen- und fächerbezogenes Arbeiten Beispielsweise hier Auszüge eines Konzeptes einer Stadt in Nordrhein-Westfalen: Unter dem Leitbegriff: „Bildungspartnerschaft Archiv und Schule“ werden dort durchgeführt: - Archivführungen für Schulklassen - Hinweise zur Einbindung von Archivmaterial und Archivangeboten in den Geschichtsunterricht - Schulprojekte zu historischen Themen wie Erster Weltkrieg und die Folgen für die eigene Stadt oder Machtergreifung durch die NSDAP und die Folgen in der eigenen Stadt - Unterstützung von Fachunterricht im Archiv und bei der Fertigung von Seminararbeiten - ein zweiwöchiges Praktikum für Schüler im Archiv Einige Städte in Deutschland, auch in Bayern, haben hierfür auch eine eigne Stelle eines Archivpädagogen geschaffen.

 

Zu 4:

Die Erschließung, Besucherbetreuung und dringend benötigte Digitalisierung lassen sich ohne personelle Verstärkung nur unzureichend umsetzen, weshalb von der Möglichkeit der Einstellung von Werkstudenten, insbesondere aus Bamberg und Würzburg Gebrauch gemacht werden sollte. Hierfür ist ein Etat zur Verfügung zu stellen. Mehr Digitalisierung bringt auch eine bessere Möglichkeit mit sich interaktive Bestände des Archivs der Bevölkerung in Medienräumen, sei es im Kulturforum oder im Archiv selbst, näherzubringen.

 

Zu 5:

2022 geht der derzeitige Stadtarchivar, Herr Dr. Uwe Müller, aller Voraussicht nach in seinen verdienten Ruhestand. Um eine gute Nachfolge zu sichern, sollte als bald eine Ausschreibung für die Nachfolge erfolgen, denn das Angebot an gutem Personal für eine solche Stelle ist nicht allzu groß. Es gilt auch, mit dem Nachfolger rechtzeitig ein neues Konzept und den erforderlichen Umbau vorzubereiten.

Bild: Die SPD Stadträte Peter Hofmann und Julia Stürmer-Hawlitschek vor dem Rückert-Bau, dass mich zeigt. Foto: privat