WÜRZBURG
Auf dem neuen Hublandcampus stehen, aufgereiht als Allee, die Klimabäume. Wieso diese Arten, die in Deutschland eigentlich nicht vorkommen, zeigen zwei einzelne Bäume, die für Deutschland typisch sind. Oder besser typisch gewesen sein werden: ein Ahorn und eine Esche.
Damit die Ergebnisse vergleichbar sind, hat jeder Baum die gleichen Bedingungen: zum Beispiel acht Kubikmeter Pflanzgrube. Die Bewertung erfolgt anhand festgelegter wissenschaftlicher Kriterien, wie Hitze- und Trockenstressschäden, Krankheiten und Schädlingsbefall. Es geht aber gar nicht darum, den einen perfekten Baum für jedweden Ort zu finden, auch, wenn sich ein paar Bäume als sehr resistent gegen die unterschiedlichen Anforderungen erwiesen haben: zum Beispiel die Ulme “Lobel” und die Purpur-Erle. Die Purpur-Erle hat wiederum einen Nachteil, zumindest für Allergiker: sie blüht früh und lang.
Viel wichtiger ist es, für die speziellen klimatischen Herausforderungen eines jeden Ortes resiliente Baumarten zu finden. Für das trockene und heiße Klima Würzburgs, das sich in der Zukunft voraussichtlich noch massiv verschärfen wird, eignen sich daher besonders Baumarten aus Südosteuropa, die auf Grund ihrer Herkunft an trocken-heiße Sommer, aber auch an kalte Winter angepasst sind: weil sie hierfür spezielle Widerstandsstrategien ausgeprägt haben:z.B. Silberlinde, Hopfenbuche und Ungarische Eiche.
Aufgrund des Einsatzes von Öl und Gas sank die Nachfrage nach Brennholz rapide. wurde aber immer weniger entnommen. Der Einsatz von Beton und Stahl im Baubereich einerseits und der weltweite Handel mit Holz führten zu einem kontinuierlichen Absinken der Holzpreise seit Mitte der Fünfziger Jahre. Die Holzerntekosten stiegen dagegen. Auch wenn zum Beispiel das Aufkommen der Holzhackschnitzelheizungen dazu führte, dass die Nachfrage nach Brennholz wieder stieg, führten die langen historischen Linien, erheblich verschärft durch Extremwetterereignisse 1990/91, 1999, 2007, 2015 und 2018/19 zu einem Überangebot und niedrigen Holzpreisen.
Die letzten Trockenjahre haben rund 270.000 Hektar Wald kahl gelegt und Schäden in Höhe von rund 12 Mrd Euro verursacht. Viele Waldbesitzer sind schon mit der Räumung (Verkehrssicherung) und Aufforstung dieser Flächen finanziell überfordert. Eine staatliche Förderung war hier unausweichlich. Bei der Wiederaufforstung stehen die Waldbesitzer auch vor einer wegweisenden Entscheidung: Zwar hat die “forstliche Forschungsanstalt Baden- Württemberg” rund 30 Baumarten empfohlen, die den Bedingungen des Klimawandels gewachsen sein sollen. Jedoch gibt es keine langfristigen Erfahrungswerte und niemand weiß, ob sich diese Hölzer später verkaufen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine solche Entscheidung hinsichtlich der Baumartenwahl 80 bis 180 Jahre nachwirkt.
Weitere Unwägbarkeiten, wie beispielsweise der Schädlingsbefall, und die vielfältigen Herausforderungen, die an den Wald gestellt werden, treten bei der Waldbewirtschaftung hinzu: Der Schutz der Umwelt, die Bindung von Wasser, die Bindung von CO2, die Verbesserung der Luft, der positive Effekt auf das Klima und nicht zuletzt die optische Aufwertung der Landschaft.
Hitzer findet, wie Prof. Dr. Schulz vom Max-Planck-Institut, ein ordentlich bewirtschafteter Altersklassenwald - also mit Bäumen verschiedenen Alters - die größte Artenvielfalt hervorbringt. Hierfür sieht er aber die Notwendigkeit, den Eigentümern den Anreiz und Verpflichtung zu geben, diese Bewirtschaftung auch durchzuführen. Deshalb kommt er zu dem Ergebnis: “Freiheit, Selbstverantwortung und Marktwirtschaft gehören untrennbar zusammen”, wenn der Wald die großen Herausforderung des Klimawandels mit seinen häufigeren Extremwetterereignissen und den dadurch immer kürzeren Regenerationsphasen bestehen soll.