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Stadtratsexkursion

Gemeinsame Wege zum Schutz des Feldhamsters im Würzburger Norden

WÜRZBURG
Bei einer hochsommerlichen Stadtratsexkursion stand nun alles im
Zeichen einer bedrohten Tierart. Zwischen den Städten Würzburg und
Schweinfurt befindet sich ein Hauptvorkommen der deutschen
Feldhamsterpopulation, das sich in mehrere Teilvorkommen aufteilt. Im
bundesweiten Vergleich sind diese lokalen Bestände noch in einem relativ
guten Zustand. Die Ergebnisse der Erhebungen durch das Landesamt für
Umwelt zeigen aber, dass mit zunehmenden Bestandseinbrüchen eine
Verschärfung der Lage eintritt. 

Der Feldhamster gilt als ein wichtiger “Architekt” des Lebensraums in
der Agrarlandschaft: Er trägt durch die Anlage seiner umfangreichen
Gangsysteme unter anderem zur Bodendurchlüftung und Durchmischung bei
und schafft so nebenbei auch Lebensstätten für viele andere Lebenwesen.
Hinzu kommt: Die Maßnahmen zum Schutz des Feldhamsters fördern auch
viele andere Tier- und Pflanzenarten der Feldflur – wie z.B. das
Niederwild oder Feldvögel. Der Zustand der Feldhamsterpopulationen ist
daher ein wichtiger Indikator für eine intakte Agrarlandschaft. Aus
diesen Gründen steht der Feldhamster auch unter dem Schutz des
europäischen Ar-tenschutzrechts; Eingriffe in seinen Lebensraum sind
deshalb immer nur dann möglich, wenn es nicht zu einer Verschlechterung
des Erhaltungszustandes der Feldhamsterpopulation kommt.

Im Jahr 2018 haben die Allianz Würzburger Norden, die Gemeinde
Rottendorf und die Stadt Würzburg gemeinsam ein interkommunales Konzept
zum Schutz des Feldhamsters erarbeiten lassen. Diese Grundlage leitet
seither die Arbeit im Artenschutz. Bei einem Ortstermin Ende Juli
informierten sich Mitglieder des Würzburger Stadtrates bei
Klimabürgermeister Martin Heilig, Frau Dr. Lenz vom Gartenamt und
weiteren Mitarbeitenden des Umwelt- und Baureferats über den Stand der
Um-setzung im Stadtgebiet. Hier gibt es derzeit 24 Hektar
landwirtschaftliche Flächen, die als Kompensation für Bauvorhaben
feldhamsterfreundlich bewirtschaftet werden. Auf diesen Flächen werden
im Regelfall Luzerne, Getreide und Blühflächen nebeneinander angebaut.
Die Feldhamster erhalten so gute Versteckmöglichkeiten vor Fressfeinden
und ausreichend Zugang zu Nahrung. Bürgermeister Heilig erläuterte dazu:
“Durch die neuen Baugebiete in Lengfeld kommen im nächsten Jahr weitere
10 Hektar hinzu. Hier werden wir besonders darauf achten, über die
gesetzlichen Bestimmungen hinaus Flächen anzulegen, um nicht nur den
Eingriff auszugleichen, sondern zusätzliche Verbesserungen zu erreichen.”
Die Unterhaltung der Flächen gemeinsam mit den jeweiligen Landwirten und
die erforderliche Erfolgskontrolle werden durch das Gartenamt
koordiniert. 

Carola Rein vom Büro Fabion stellte beim Ortstermin die fachlichen
Grundlagen und den aktuell guten Zustand dieser Flächen vor. Im
Anschluss informierte Vanessa Bald – Feldhamsterbeauftragte bei der
Regierung von Unterfranken – über das Vorgehen des Freistaats Bayern
beim Feldhamsterschutz. Hierzu wird derzeit ein Aktionsplan
ausgearbeitet. Neben den Vorgaben, die bei Bauvorhaben zu beachten sind,
stellen die Öffentlich-keitsarbeit, die regelmäßigen Erfassungen des
Erhaltungszustandes und die Umsetzung von zusätzlichen, freiwilligen
Maßnahmen gemeinsam mit der Landwirtschaft wichtige Bausteine des
Schutzkonzeptes dar. Hierzu gibt es ein spezielles Programm, aus dem
teilnehmende Landwirte eine finanzielle Förderung erhalten. Diese
sogenannten Feldhamster-Hilfsprogramme werden in Stadt und Landkreis
Würzburg durch den Landschaftspflegeverband des Landkreises Würzburg
im Auftrag der Regierung von Unterfranken koordiniert. Ansprechpartner
für die Landwirte ist Heiko Lanig. Janina Kempf vom Landesbund für
Vogelschutz erläuterte den Stadträtinnen und Stadträten zum Abschluss
ihre langjährige Arbeit als Betreuerin der Feldhamsterschutzmaßnahmen im
Landkreis Kitzingen. Sie betonte dabei, dass für eine erfolgreiche
Umsetzung vor allem eine vertrauensvolle und langfristige Zusammenarbeit
mit den Landwirten sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit von
zentraler Bedeutung sind.
   
Bürgermeister Martin Heilig stellte zum Abschluss fest: “Der
Feldhamster ist eine Tierart, für die wir in der Region eine ganz
besondere Verantwortung tragen – diese nehmen wir gerne an. Die
Ausgleichsflächen zeigen, dass es grundsätzlich gut gelingen kann,
Eingriffe zu kompensieren, solange ein ausreichend großer Lebensraum
verbleibt. In Zukunft wird es vermehrt darauf ankommen, die freiwilligen
Maßnahmen über das gesetzliche Maß hinaus auszuweiten.”