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Stadtumbaumanager Watolla verabschiedet:

Am Hubland endet eine Ära

Würzburg

Mit einer breit angelegten Bürgerbeteiligung startete 2008 die Umwandlung der ehemaligen Militärfläche Leighton-Barracks zum Stadtteil Hubland. Der Ankauf einer Teilfläche von 95 ha durch die Stadt Würzburg im Jahr 2012 läutete die konkrete Umnutzung und Umgestaltung des Geländes ein. Fachleute sprechen bei einer solchen Entwicklung hin zu einer zivilen Nachnutzung von einer „Konversion“. Für diese „Jahrhundertaufgabe und -chance“ setzte die Stadtverwaltung und das Baureferat von Anfang an auch auf externe Unterstützung und Expertise. Begleitet wurde die Konversionsmaßnahme ebenfalls seit 2012 durch ein Stadtumbaumanagement der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE). Nach zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit geht nun diese kleine Ära zu Ende und so wurde im Konversionsausschuss diesmal mindestens genauso viel zurück wie nach vorne geblickt.

 

Das Gesicht der KE war in den vergangenen zehn Jahren Dieter Watolla, der die Politik in regelmäßigen Abständen über Baumaßnahmen, Fristen und Herausforderungen informierte. Baureferent Benjamin Schneider dankte Watolla für seine ruhige und besonnene Koordination eines ausgesprochen komplexen Großprojekts: „Mit Hilfe von roten, grünen und gelben Ampeln gaben sie stets sehr anschaulich und fundiert durch einen großen Erfahrungsschatz den Stand der Dinge wieder und hielten im stetem Austausch mit Verwaltung, Baufirmen, Investoren oder Fördermittelgebern das Tempo der Entwicklung hoch.“

 

In den ersten Jahren bestimmte das sogenannte „Predevelopment“ die Tagesordnung am Hubland. Hierzu gehörten massive flächen-Entsiegelungen, Kampfmittelsondierungen- und beseitigungen oder auch Abrissarbeiten. So musste beispielsweise Europas einst größte Shopping Mall innerhalb eines Army-Stützpunkts weichen. Lange vor Grundstücksvermarktungen und Hochbauarbeiten musste in eine neue Infrastruktur investiert werden. Dies waren nicht nur neue Straßen und Kanäle, auch Freizeit- und Grünflächen sind in Würzburgs Osten „auf Augenhöhe mit der Festung“ prägend. Nach dem ersten großen Entwicklungsschritt mit der Durchführung der Landesgartenschau 2018 stand die Entwicklung der weiteren Quartiere, die zum Teil temporär Landesgartenschau waren, an. Aufgrund der engen Zeitvorgaben der LGS bzw. der nachfolgen Neuerschließung der Wohnquartiere mussten am Hubland alle Maßnahmen zeitlich parallel oder überlappend vorangetrieben werden.

Alle Bau- und Erschließungsmaßnahmen wurden deshalb zeitlich abgestimmt, ineinandergreifend und aufeinander aufbauend umgesetzt, so dass das gesamte Gelände, das annähernd so groß wie die Altstadt innerhalb des Ringparks ist, in spürbar kurzer Zeit um- und neugestaltet werden konnte. Über alle Umsetzungsphasen des Predevelopments sind bis Ende 2020 Rückbaumassen in einer Größenordnung von rund 500.000 t angefallen. Das entspricht den Ladungen von 20.000 Schwerlastkraftwagen. Zu Spitzenzeiten waren 200 Arbeiter zeitgleich auf der Riesenbaustelle Hubland gefordert.

 

Die innere Gesamterschließung konnte in 2022 fertiggestellt werden. Infrastrukturprojekte wie das Nahversorgungszentrum, das Stadtteilzentrum "Tower" oder auch das Inklusionscafé Belvedere bedienten schon zeitig die direkte Nachbarschaft und ein größeres Einzugsgebiet. Der Fortschritt im  neuen Stadtteil lässt sich nämlich auch an der Einwohnerzahl ablesen: Ende 2021 wohnten bereits über 2200 Würzburgerinnen und Würzburger am Hubland und diese Zahl soll sich in den nächsten Jahren noch mehr als verdoppeln.

 

316 dieser neuen Haushalte beteiligten sich nun auch an einer KE-Befragung zur abschließenden Evaluierung. Diese ging auch der Frage nach den konkreten Gründen für einen Zuzug oder Umzug ans Hubland nach. 92,7 % der Befragten lobten das „attraktive Wohnumfeld“. Laut Watolla ein außergewöhnlich hoher Wert, der den außergewöhnlichen hohen Anteil an qualitätsvollen öffentlichen Plätzen, Grün-, Spiel- und Freizeitflächen honoriere. Noch gebe es aber auch Herausforderungen und offene Wünsche der Bürgerschaft. Watolla nannte hierbei zuerst die ausstehende Realisierung der Straßenbahnlinie, die für das innovative Mobilitätskonzept zentral bleibt. Auch die soziale Infrastruktur muss

noch abgeschlossen werden: von der Kita, über die Grundschule bis hin zu Angeboten für Jugendliche und Senioren, in einem aktuell überdurchschnittlich jungen Stadtteil. Schon heute seien aber rund 80 % der ursprünglichen Rahmenplanziele und der daraus abgeleiteten Einzelmaßnahmen umgesetzt.

 

Maßgeblich unterstützt wurde die Stadt Würzburg bei der Mammutaufgabe Hubland-Entwicklung über die Jahre durch das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm "Wachstum und nachhaltige Erneuerung" (ehem. Stadtumbau West).

Wichtiger Wegbegleiter am Hubland: Dieter Watolla, Stadtumbaumanagement der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH, hielt im Konversionsausschuss seinen 60. und letzten Sachstandsbericht zur Hubland-Entwicklung. Kämmerer Robert Scheller, Eva Joa (Stadtplanung), Barbara Holakovsky (Immobilienmanagement), Fachbereichsleiterin Claudia Kaspar, Bürgermeister Martin Heilig und Baureferent Benjamin Schneider (von links) dankten Dieter Watolla für zehn Jahre Einsatz bei der Entwicklung eines neuen Stadtteils. Foto: Georg Wagenbrenner