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Statement des IHK-Präsidenten Dr. Klaus D. Mapara zur heutigen Entscheidung über den weiteren Shutdown

In den letzten Wochen habe ich zahlreiche Rückmeldungen aus der regionalen Unternehmerschaft erhalten, allesamt im einheitlichen Tenor: Die Unternehmen verstehen die Notwendigkeit der aktuellen Schutzmaßnahmen, sie wollen aber auch klare Hinweise zu den Rahmenbedingungen des Re-Starts. Die Wirtschaft will sich vorbereiten können und ihre Geschäftsmodelle und -prozesse schon jetzt während der Zwangspause anpassen. Schutzmaßnahmen für die „neue Normalität“ müssen deshalb von der Politik schnell, klar und einheitlich definiert werden, damit sie von den Unternehmen dann auch sofort umgesetzt werden können. Das sollte ausdrücklich auch Lösungen für Probleme beinhalten, die aktuell vor allem im Einzelhandel als ungerecht empfunden werden - etwa dass Floristen schließen müssen, aber Blumen bei Discountern verkauft werden dürfen. Die IHK hat Verständnis für den Ärger und die Probleme vor allem des kleinen Einzelhandels und der Hotellerie und Gastronomie und adressiert den Wunsch an die Politik, die Öffnungskriterien in der politischen Gesamtabwägung zu treffen.

 

Denn mit welchem Gefühl wir später einmal auf diese Zeit zurückblicken werden, hängt ganz wesentlich von den kommenden Tagen und Wochen ab: Wann darf ich meinen Laden wieder öffnen? Wann kann ich und wie kann ich wieder Gäste und Kunden empfangen? Wann wird meine Dienstleistung wieder gefragt sein? Wann kann ich meine Produktion hochfahren? Mit Blick auf Exit-Strategien zitiere ich an dieser Stelle gerne den Deutschen Ethikrat letzte Woche: „Es ist derzeit noch zu früh für Lockerungen, aber es ist nie zu früh für eine öffentliche Diskussion über Öffnungsperspektiven. Die Menschen brauchen gerade in der jetzigen Situation Hoffnungsbilder.

 

Das motiviert zum Durchhalten.

“ Fünf Wochen sind inzwischen schon vergangen, seit die Bundeskanzlerin von der Corona-Krise als der „größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“ gesprochen hat. Fünf Wochen, in denen wir einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ausnahmezustand erlebt haben – aber auch einen großen Zusammenhalt in der Bevölkerung, tatkräftiges Regierungshandeln und beispiellose staatliche Hilfspakete.

 

Bei aller Zuversicht über das, was hoffentlich bald wieder beginnen kann, geht es jetzt mit erster Priorität leider noch darum, den Shutdown zu überstehen. Dabei werden die vom Staat zur Verfügung gestellten Mittel und Instrumente helfen. Vieles von dem, was beschlossen wurde, orientiert sich an den Vorschlägen, die die IHK-Organisation gemacht hat. Das gilt in besonderem Maße für den neuen KfW-Schnellkredit mit 100%-Haftung durch den Staat. Zwei Wochen nach unserer erstmaligen Forderung und nach viel Überzeugungs- und Detailarbeit, nach vielen Gesprächen, Mails und SMS verkündete Minister Altmaier letzte Woche die Einführung dieses neuen Hilfsangebots, die Arbeiten zur Umsetzung laufen auf Hochtouren. Wir artikulieren laufend in München und Berlin die Notwendigkeit: die Politik muss die Kriterien festlegen, wie die schrittweise Öffnung unseres Landes und damit des Wirtschaftslebens wieder starten kann.

 

Andere Länder sind uns bei der Überwindung der Corona-Folgen voraus. Gut wäre es, es gäbe über diese Frage – dort, wo möglich – sogar eine Absprache mit europäischen Nachbarländern. Natürlich müssen und können nicht alle zur gleichen Zeit das Gleiche tun. Aber gerade wir als deutsche Wirtschaft sind in besonderem Maße darauf angewiesen, unsere Kunden und Zulieferanten auch überregional und jenseits der nationalen Grenzen wieder erreichen zu können. Deshalb ist es aus Sicht der deutschen Wirtschaft von grundlegender Bedeutung, dass Europa gerade in der Krise Handlungsfähigkeit beweist. Deutschland muss deshalb als Teil einer erfolgreichen Krisenbewältigung die europäische Zusammenarbeit vorantreiben.

 

Die Pandemie hat aber nicht nur etliche Branchen und Unternehmen in eine bedrohliche Lage, an den Rand ihrer wirtschaftlichen Existenz gebracht, sondern es gibt auch Gewinner – in der Gesundheitsbranche, im Lebensmitteleinzelhandel etwa, in der Beschaffungslogistik oder auch in vielen Bereichen der Digitalisierung: Die Krise als Chance - das sollte der gesamten Wirtschaft jetzt Mut machen, den wirtschaftlichen Rückstand jetzt schnell aufzuholen. Mit motivierten Mitarbeitern, mit Innovationen und neuen Konzepten auch in den Unternehmen, die bislang ziemlich „unter die Räder gekommen sind“.

 

Dr. Klaus D. Mapara,

Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt