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Stellungnahme des Grünen Ortsverbandes und der VCD Kreisgruppe Kitzingen zum Artikel „Autonomes Fahren: Ist so eine Straßenbahn für Kitzingen möglich?“, infranken.de, 19.05.2022

- Kitzingen -

Der Ortsverband der GRÜNEN in Kitzingen begrüßt die Bereitschaft der Stadt Kitzingen, sich mit innovativen Formen der Mobilität auseinanderzusetzen, befürchtet jedoch im Hinblick auf die geplante Machbarkeitsstudie für die autonomen ZF-Shuttle Busse „people mover“ eher eine Verschleppung der dringend erforderlichen Verkehrswende. Der Vorstand der Grünen hat sich dazu mit der Kreisgruppe des nachhaltigen Verkehrsclubs Deutschland VCD e.V. ausgetauscht. Der VCD wirft nach dem Besuch der ZF-Präsentation des autonomen Shuttles in Schweinfurt ähnliche Fragen auf.

 

VCD-Sprecher Julian Glienke schätzt die Situation so ein: „Autonome Busse als Ergänzung zum ÖPNV sind für die sogenannte letzte Meile durchaus sinnvoll. In Kitzingen aber sollen die autonomen Busse das einzige innerstädtische ÖPNV-Angebot sein, da es hier keinen Linien-Stadtbus gibt. Da sind noch viele Fragen offen. Die Wichtigste: Woher kommt der Platz für eine eigene Fahrspur, die der shuttle nach derzeitigem Stand benötigt? Einfach Radwege und Fußwege zusammenzulegen, wie vom Oberbürgermeister angedacht, kann nicht die Lösung sein. Das würde Verschlechterungen und Konfliktpotenziale für die vulnerabelsten Verkehrsteilnehmer mit sich bringen. Zieht der OB eventuell auch in Betracht, eine Pkw-Fahrspur zu verwenden?“ Schon jetzt lässt die Radwegesituation an der B8 zu wünschen übrig. Einen Radweg gibt es nur auf dem Abschnitt Siedlung bis Falterturm, wobei auf der Mainbrücke die Radfahrer den Fußweg mitnutzen müssen. Soll hier eine weitere Begrenzung des Rad- und Fußverkehrs erfolgen? Richtung Marshall Heights hinaus ist die Verkehrssituation schon heute alarmierend, denn es gibt kaum Platz für Rad- und Fußverkehr.

 

GRÜNEN Vorstandssprecherin Eva Trapp:Schön, dass Kitzingen nicht die Zukunft verschlafen will. An geeigneter Stelle könnten die people mover von ZF gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen ein tolles Angebot sein und so manchen Zweitwagen überflüssig machen. Doch muss man schauen, welche Streckenabschnitte sinnvoll wären. Die Anbindung an den Bahnhof mit der schwer einsichtigen Kreuzung Innere Sulzfelder Straße dürfte für autonomes Fahren eine große Herausforderung sein.  Auch frage ich mich wie an einer viel befahrenen Bundesstraße sichergestellt werden soll, dass die Trasse für den people mover nicht irrtümlich von anderen Verkehrsteilnehmern benutzt wird und diese dadurch gefährdet bzw. lahmlegt? Wie soll das bei den zahlreichen einmündenden Straßen und Grundstückszufahrten zuverlässig verhindert werden? Da bin ich sehr gespannt auf die Machbarkeitsstudie. Vielleicht sollte man konsequenterweise abwarten, bis autonome Busse sich in den Realverkehr ohne Extra-Trasse integrieren lassen?!“

 

„Das autonome Fahren klingt im Hinblick auf Busfahrer-Mangel verlockend, doch Personal an Bord ist im öffentlichen Nahverkehr auch ein Sicherheitsmerkmal.“, meint Julian Glienke (VCD). Er stellt die Frage, wie die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet werden könne, etwa wenn Frauen abends in dem Shuttle alleine unterwegs sind oder wenn jemand beim Ein- und Ausstieg stürzt. Auch technische Defekte erfordern einen eigenen Betriebshof mit dauerhaft besetzter Leitstelle, damit in wenigen Minuten jemand vor Ort sein kann. Eva Trapp (Grüne) ergänzt: „Es muss Barrierefreiheit garantiert sein, gerade wenn dieses Angebot an die wachsende Zahl älterer und mobilitätseingeschränkter Personen adressiert wird. Nicht nur beim Einstieg in die niederflurigen Shuttles, sondern es braucht auch barrierefreie Haltestellen.“ 

 

GRÜNE und VCD sind sich einig: „Einen ÖPNV für die Stadtteile in Kitzingen braucht es in der Tat, aber es ist eine Illusion zu meinen, die Stadt könne sich einfach so für ein autonomes System entscheiden und dieses würde dann bald zur Verfügung stehen. Auch wenn andernorts autonome Shuttles bereits in Realbetrieb gehen, sprechen wir hier doch von einem Szenario, welches bestenfalls im Zeitrahmen von 10 bis 20 Jahren umsetzbar wäre. Es braucht Jahre, bis sich zeigt, wo, wie und ob überhaupt das System für Kitzingen anwendbar ist. Wir sehen jetzt die große Gefahr, dass durch die Fokussierung auf die autonomen Shuttles alle Anstrengungen im Hinblick auf Verbesserungen für Rad- und Fußverkehr auf Jahre blockiert werden und sich in dieser Zeit real nichts bewegt! Wichtiger wäre, sich auf die naheliegenderen Dinge zu fokussieren: die Optimierung von Fußwegen, Radwegen und Busanbindungen!“

Kein Platz für eine Extra-Trasse: Radfahrer müssen sich schon heute an der Mainbrücke den Gehweg mit den Fußgängern teilen. Foto 1: Marita Schwab Foto 2: Marita Schwab An der B8 gibt es zahlreiche Einmündungen, wie hier die Schmiedelstraße, und Kreuzung Wörthstraße.

An der B8 gibt es zahlreiche Einmündungen, wie hier die Schmiedelstraße, und Kreuzung Wörthstraße. Foto 2: Marita Schwab