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„Tue Recht – fürchte Gott – und scheue niemand“

 

Auch 2021 keine Siebener-Tage im Landkreis Würzburg

LANDKREIS WÜRZBURG - Traditionell nach dem Ausbringen der Saat auf die Felder laden die Feldgeschworenen-Vereinigungen jedes Jahr im Mai zu ihren „Siebener-Tagen“ ein. Mit Festzügen, Versammlungen und gemütlichem Beisammensein ziehen diese Treffen jedes Jahr mehrerer hundert Menschen an, die sich in diesem ältesten Ehrenamt im Bayern engagieren oder sich diesem verbunden fühlen.

 

Im Landkreis Würzburg mussten die drei Siebener-Tage nun pandemiebedingt erneut abgesagt werden. „Ich bedauere von ganzem Herzen, dass wir auch heuer diese Tradition aussetzen müssen“, betont Landrat Thomas Eberth. Denn diese Treffpunkte zum Austausch über Landwirtschaft, Wald- und Weinbau sind und bleiben für viele ein Höhepunkt im Frühjahr. „Man kennt sich, trifft sich, redet miteinander und es ist immer ein Zusammensein von Freunden. Leider entfallen damit auch die feierlichen Gottesdienste und die Ehrungen der zahlreichen verdienten, langjährigen Feldgeschworenen“, erklärt der Landrat. „Aber die Gesundheit der Teilnehmer und die weitere Eindämmung der Pandemie müssen im Moment einfach Vorrang haben.“

 

Im Landkreis Würzburg gibt es drei Feldgeschworenenvereinigungen, Links des Mains, Rechts des Mains und Ochsenfurt. Lothar Wild, Obmann der Feldgeschworenenvereinigung Rechts des Mains, Norbert Jesberger, Obmann der Feldgeschworenenvereinigung Links des Mains und Werner Wenniger (Ochsenfurt), bedauern die Absage der Versammlungen, blicken jedoch gemeinsam mit Landrat Thomas Eberth hoffnungsvoll ins Frühjahr 2022, wo die Feldgeschworenentage hoffentlich wieder in gewohnt feierlicher Weise durchgeführt werden können. „Denn die Feldgeschworenen stehen für Wissen um Landwirtschaft und Natur, sind Natur- und Grenzschützer, vorbildlich im Ehrenamt Engagierte und wichtige Vermittler zwischen Tradition und Moderne“, so der Landrat.

 

Siebener seit 2016 Immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Das Ehrenamt des Feldgeschworenen ist im 13. Jahrhundert in Franken entstanden, wo durch die klein-strukturierten Grundstücksparzellen besonders viele Grenzverläufe zu dokumentieren waren.

 

Feldgeschworene oder „Siebener“ hüten seit Jahrhunderten die Einhaltung von Grundbesitzgrenzen. In ehrenamtlicher Tätigkeit machen sie Grundstücksgrenzen durch Abmarkungen kenntlich und überwachen ihre korrekte Einhaltung. In das Amt der Feldgeschworenen wird man für ein Leben lang berufen. Es ist das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern, eines der wenigen Bundesländer, in denen es dieses Amt noch gibt.

 

Der Ausdruck „Siebener“ entstand, weil in der Regel sieben Feldgeschworene in einer Gemeinde tätig sind. Durch die ungerade Zahl kann bei Unstimmigkeiten stets eine eindeutige Entscheidung gefällt werden. Besondere Bedeutung erlangten die Siebener in Franken, das durch seine klein strukturierten Grundstücksparzellen viele Grenzverläufe aufwies.

 

Durch das Setzen von Grenzsteinen werden Grundstücksgrenzen für alle sichtbar gemacht. Dabei graben die Siebener traditionsgemäß nur ihnen bekannte Zeichen aus Metall, Glas, Ton oder Ähnlichem auf eine bestimmte Art und Weise mit ein. Dieses sogenannte „Siebenergeheimnis“ ist für die Eingeweihten ein sicheres Indiz, ob ein Grenzstein versetzt wurde. Noch heute müssen Siebener einen Eid ablegen, dieses Geheimnis zeitlebens zu bewahren und nur mündlich an Nachfolger weiterzugeben. Seit zu Beginn des 19. Jahrhunderts die staatliche Landvermessung eingeführt wurde, arbeiten die Siebener effektiv und vertrauensvoll mit den Vermessungsbehörden zusammen.

 

Gemeinsam mit den Obmännern hofft Landrat Thomas Eberth nun im Mai 2022 die Siebener-Tage im Jubiläumsjahr des Landkreises Würzburg feiern zu dürfen. „Wenn 400 Männer beim Gottesdienst „Großer Gott wir loben dich“ singen, dann ist endlich wieder Siebener-Tag“, sind sich alle einig.

Bildunterschrift: Auf festliche Umzüge anlässlich der drei Siebener-Tage, die jedes Jahr im Landkreis Würzburg begangen werden, mussten die Feldgeschworenen Corona-bedingt nun schon zwei Jahre lang verzichten. Das Archivbild zeigt den Festzug in Bergtheim im Jahr 2011. Foto: Irene Konrad