Soziale Netzwerke

  

Anzeige

Uni Würzburg informiert

Top 1: Vitamin B6: Neuer Wirkstoff verzögert den Abbau - Top 2: Ehrendoktorwürde für Helmut Flachenecker - Top 3: Titanwurz: Seltene Blüte im Botanischen Garten

Würzburg

 

Top 1: Ein niedriger Vitamin-B6-Spiegel wirkt sich negativ auf die Gehirnleistung aus. Jetzt hat ein Forschungsteam der Würzburger Universitätsmedizin einen Weg gefunden, den Abbau des Vitamins zu verzögern.

Vitamin B6 ist wichtig für den Stoffwechsel im Gehirn. Dementsprechend ist ein niedriger Vitamin-B6-Spiegel bei verschiedenen psychischen Erkrankungen mit zahlreichen Störungen assoziiert – beispielsweise mit einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses und des Lernvermögens, aber auch mit depressiven Verstimmungen bis hin zu einer echten Depression. Bei älteren Menschen sind niedrige Vitamin B6-Spiegel mit Gedächtnisverlust und Demenz verbunden.

Obwohl diese Beobachtungen zum Teil bereits vor Jahrzehnten gemacht wurden, ist die genaue Rolle von Vitamin B6 bei psychischen Erkrankungen noch weitgehend unklar. Klar ist jedoch: Eine verstärkte Aufnahme von Vitamin B6 allein, beispielsweise in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, scheint nicht auszureichen, um Störungen der Gehirnfunktion zu verhindern oder zu behandeln.

 

Publikation in eLife

Ein Forschungsteam der Würzburger Universitätsmedizin hat jetzt einen anderen Weg entdeckt, über den der Vitamin-B6-Spiegel in Zellen effektiver erhöht werden kann: nämlich über die gezielte Hemmung seines intrazellulären Abbaus. Verantwortlich dafür ist Antje Gohla, Professorin für Biochemische Pharmakologie am Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Weitere Beteiligte kommen vom Rudolf-Virchow-Zentrum für integratives und translationales Bioimaging der JMU, dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie-FMP Berlin und vom Institut für Klinische Neurobiologie des Würzburger Universitätsklinikums. In der Fachzeitschrift eLife hat das Team jetzt die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlicht.

 

Enzymblockade verbessert Lernvermögen

"Wir konnten bereits in früheren Arbeiten zeigen, dass das gentechnische Ausschalten des Vitamin-B6-abbauenden Enzyms Pyridoxal-Phosphatase in der Maus das räumliche Lern- und Erinnerungsvermögen der Tiere verbessert“, erklärt Antje Gohla. Um zu untersuchen, ob derartige Effekte auch durch pharmakologische Wirkstoffe erzielt werden können, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun nach Substanzen gesucht, die Pyridoxal-Phosphatase binden und hemmen.

Mit Erfolg: „Wir haben in unseren Experimenten einen Naturstoff identifiziert, der die Phosphatase hemmen und damit den Abbau von Vitamin B6 verlangsamen kann“, erklärt die Pharmakologin. Tatsächlich konnte die Arbeitsgruppe damit die Vitamin-B6-Spiegel in Nervenzellen erhöhen, die an Lern- und Gedächtnisprozessen beteiligt sind. Der Name dieses Naturstoffes: 7,8-Dihydroxyflavon.

 

Neuer Ansatz für eine medikamentöse Therapie

7,8-Dihydroxyflavon wurde schon in zahlreichen anderen wissenschaftlichen Arbeiten als ein Molekül beschrieben, das Lern- und Merkprozesse in Krankheitsmodellen für psychische Störungen verbessern kann. Mit dem neuen Wissen um seine Wirkung als Hemmstoff der Pyridoxal-Phosphatase eröffnen sich nun neue Erklärungsansätze für die Wirksamkeit dieser Substanz. Dies könnte das mechanistische Verständnis psychischer Störungen verbessern und einen neuen medikamentösen Ansatz für die Behandlung von Erkrankungen des Gehirns darstellen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Studie.

Dass es überhaupt erstmals gelungen ist, mit 7,8-Dihydroxyflavon einen Inhibitor der Pyridoxal-Phosphatase zu identifizieren, wertet das Team darüber hinaus als großen Erfolg – schließlich gelte diese Klasse von Enzymen als ganz besonders herausfordernd für die Wirkstoffentwicklung.

 

Ein weiter Weg bis zum Medikament

Wann werden Menschen von dieser Entdeckung profitieren? „Das lässt sich jetzt noch nicht sagen“, erklärt Marian Brenner, ein Erstautor der Studie. Allerdings spreche viel dafür, dass es vorteilhaft sein könnte, Vitamin B6 bei verschiedenen psychischen Störungen und neurodegenerativen Erkrankungen in Kombination mit Hemmstoffen der Pyridoxal-Phosphatase einzusetzen.

Dafür wollen Gohla und ihr Team nun in einem nächsten Schritt verbesserte Substanzen entwickeln, die dieses Enzym präzise und hochwirksam inhibieren.  Mit solchen Hemmstoffen könne dann gezielt getestet werden, ob die Erhöhung zellulärer Vitamin-B6-Spiegel bei psychischen oder neurodegenerativen Erkrankungen hilfreich ist.

 

Publikation

7,8-Dihydroxyflavone is a direct inhibitor of human and murine pyridoxal phosphatase. Marian Brenner, Christoph Zink, Linda Witzinger, Angelika Keller, Kerstin Hadamek, Sebastian Bothe, Martin Neuenschwander, Carmen Villmann, Jens Peter von Kries, Hermann Schindelin, Elisabeth Jeanclos, and Antje Gohla. eLife,  https://doi.org/10.7554/eLife.93094.3

Kontakt

Prof. Dr. Antje Gohla, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, T: +49 931 31-80099, antje.gohla(at)uni-wuerzburg.de

 

Top 2: Hohe Auszeichnung aus Ungarn für Professor Helmut Flachenecker: Die Universität Debrecen hat dem Würzburger Historiker die Ehrendoktorwürde verliehen.

Professor Helmut Flachenecker (66) hat von 2002 bis Ende März 2024 den Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg geleitet. Hier ist er auch weiterhin als Seniorprofessor aktiv, und zwar an der Forschungsstelle Deutscher Orden, die er seit ihrer Gründung im Jahr 2014 leitet.

Für seine wissenschaftlichen Verdienste und für seine enge Verbundenheit mit der ostungarischen Universität Debrecen hat diese ihm die Ehrendoktorwürde verliehen. Der Festakt fand Ende Mai 2024 in Debrecen statt. Die dortige Universität hat rund 28.000 Studierende; sie entstand im Jahr 2000 durch einen Zusammenschluss von vier Hochschulen.

 

Aus der Laudatio des Dekans

Helmut Flachenecker ist ein international anerkannter Forscher und eine führende Persönlichkeit des europäischen akademischen Lebens“, so Professor Róbert Keményfi, Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät von Debrecen, in der Laudatio.

Der Würzburger Professor habe durch seine Netzwerkarbeit wesentlich dazu beigetragen, dass die Historikerinnen und Historiker der Universität Debrecen, die sich mit dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit befassen, an renommierten internationalen Konferenzen teilnehmen und in angesehenen Publikationen veröffentlichen konnten. „Ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichtsforschung an der Universität Debrecen auf der Karte der internationalen akademischen Welt erschienen ist.“

 

Einblicke in die Geschichte des Deutschen Ordens

Universitätsrektor Zoltán Szilvássy überreichte Helmut Flachenecker die Urkunde zum Ehrendoktorat. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, mit der ich nicht gerechnet habe“, so der JMU-Professor in seiner Dankesrede. Er genieße es immer sehr, in Debrecen mit Professoren und Studierenden zu diskutieren, was sehr bereichernd für ihn sei.

In seiner Festansprache gab Helmut Flachenecker einige kurze Einblicke in die Geschichte des Deutschen Ordens. Dessen Aktivitäten verbanden seit dem Mittelalter Zentral- und Osteuropa mit der Mittelmeerregion. Damit leistete der Orden einen Beitrag zur gemeinsamen europäischen Geschichte. Ungarns Beziehungen zum Orden gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück.

 

Werdegang von Helmut Flachenecker

Helmut Flachenecker, 1958 in Nürnberg geboren, studierte Geschichte, Germanistik und Geographie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Eichstätt. In Eichstätt promovierte er; 1992 habilitierte er sich dort in den Fächern Mittelalterliche Geschichte und Bayerische Landesgeschichte. 1998 folgte die Umhabilitierung an der Universität Göttingen für das Fach Mittlere und Neuere Geschichte.

Ab 1997 war der Historiker wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts „Germania Sacra“ am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen. Von dort folgte er 2002 dem Ruf auf den Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der JMU Würzburg.

 

Internationale Aktivitäten

Der Würzburger Historiker war mehrmals als Visiting Professor in den USA aktiv, und zwar an der Kent State University in Ohio sowie am Flagler College St. Augustine in Florida. Dort wird er sich auch ab August 2024 wieder aufhalten und vor US-Studierenden Vorlesungen über europäische und amerikanische Geschichte im Vergleich halten.

Auch an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torún (Polen) war Helmut Flachenecker mehrfach als Visiting Professor zu Gast. Er hat dort maßgeblich dazu beigetragen, dass die Polnische Historische Mission im Jahr 2009 von Göttingen nach Würzburg kam. Für sein Engagement bei der Zusammenführung polnischer und deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielt er 2023 gleich zwei Medaillen: die des Marschalls der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, die erstmals an einen Nicht-Polen verliehen wurde, und die Medaille für Verdienste um die Fakultät für Rechts- und Verwaltungswissenschaften der Nikolaus-Kopernikus-Universität.

 

Top 3: In den kommenden Tagen lockt der Botanische Garten der Uni Würzburg mit einer besonderen Attraktion: Dann soll die größte Blume der Welt blühen. Wer sie sehen will, muss sich beeilen: Normalerweise endet die Blüte nach 48 Stunden.

Ursprünglich ist die Titanwurz, andere sprechen auch von Titanenwurz (Amorphophallus titanum), eine auf Sumatra heimische Pflanzenart. In Deutschland findet sie sich vor allem in Botanischen Gärten. Was die Pflanze so besonders macht: Sie bringt die größte Blüte der Welt hervor. Der bisherige Spitzenwert wurde mit einer Kolbenhöhe von knapp 3,75 Metern im Jahr 2016 im Botanischen Garten auf Bogor (Indonesien) gemessen.

Allerdings dauert die Blüte in der Regel nur zwei Tage und Nächte. Im Botanischen Garten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) wird dieses seltene Schauspiel innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage erwartet. Wann genau in diesem Zeitraum, das lässt sich allerdings noch nicht vorhersagen, so Dr. Gerd Vogg, der Kustos des Botanischen Gartens.

Was die Pflanze – neben ihrer Größe – noch so besonders macht: In den ersten 24 Stunden verströmt ihre Blüte einen übelriechenden Duft, der an Aas und Kot erinnert. Damit lockt sie spezielle aasfressende Insekten an, die sie zur Bestäubung benötigt.

Wer sich selbst einen Eindruck von einer blühenden Titanwurz machen möchte, sollte in den kommenden Tagen regelmäßig im Botanischen Garten der Universität Würzburg am Dallenberg vorbeischauen. Oder die Homepage des Botanischen Gartens im Auge behalten.

Ist die Blüte da, wird der Botanische Garten an den entsprechenden Abenden länger geöffnet bleiben, um möglichst vielen Interessierten die Möglichkeit zu geben, sie zu bestaunen.

Die Pflanze stammt aus dem Botanischen Garten der Universität Bayreuth. Dort blühte eine Titanwurz bereits Anfang Juni unter den Augen zahlreicher Besucherinnen und Besucher.

 

Kontakt

Dr. Gerd Vogg, Kustos Botanischer Garten Universität Würzburg, Tel: +49 931 31-86239, E-Mail: gerd.vogg(at)botanik.uni-wuerzburg.de

Bildzeile zu Top 2: Professor Helmut Flachenecker nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Debrecen. (Foto: Petra Flachenecker)

Bildunterschrift zu Top 3: Wann genau die Titanwurz blühen wird, ist noch nicht sicher. Wenn es soweit ist, bietet sie ein optisches und olfaktorisches Schauspiel. (Bild: Markus Pohl / Uni Würzburg)