WÜRZBURG - Ende Dezember verabschiedete das ökumenische Seelsorgeteam des Uniklinikums Würzburg (UKW) den evangelischen Klinikpfarrer Martin Renger bei einem Gottesdienst in der Klinikkapelle in den Ruhestand. Seine Verbindung zur Klinischen Seelsorgeausbildung – und in diesem Zusammenhang auch zum UKW – reicht zurück bis in die Zeit kurz nach seinem Vikariat in den 1990er Jahren. „Was mir von Anfang an bei der Klinikseelsorgearbeit gefallen hat, war die Arbeit als Pfarrer in einem nichtkirchlichen Milieu“, berichtet der Geistliche und fährt fort: „Als Klinikseelsorger ist man ein Grenzgänger zwischen den Welten. Man ist kein Teil des medizinischen oder therapeutischen Personals, gehört aber – wenn es gut läuft – trotzdem dazu.“
Ab 2010 erster Klinikpfarrer
Im Jahr 2010 wurde ihm die Stelle als erster Klinikpfarrer am UKW übertragen. Zu den Aufgaben in dieser Position gehörten – neben der täglichen Seelsorgearbeit auf den Stationen – die Geschäftsführung der evangelischen Seelsorge und die Mitarbeit in der Leitung des ökumenischen Seelsorgeteams. Außerdem leitete er die Regionalkonferenz Klinikseelsorge im evangelischen Dekanat Würzburg und vertrat die Klinikseelsorge in dessen Leitungsgremien. „Als einen Schwerpunkt setzte ich mir, die gute Vernetzung der Seelsorge innerhalb des UKW weiter zu pflegen und – wo möglich und nötig – auch zu vertiefen“, schildert Renger. Außerdem galt es, die internen Strukturen des Seelsorgeteams gemeinsam weiterzuentwickeln. „Die an die Seelsorge herangetragenen Aufgaben, wie zum Beispiel die Mitwirkung in der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften oder die Beteiligung am Klinischen Ethik-Komitee, nahmen und nehmen auch heute noch zu. Deshalb war und ist es so wichtig, die Aufgabenverteilung im Team gut zu koordinieren“, erläutert der nun ehemalige Klinikpfarrer.
Zweiter Klinikpfarrer und Leiter der KSA
Im Jahr 2014 wechselte er auf die zweite evangelische Pfarrstelle der Seelsorge am UKW. „Der Grund war, dass zu dieser Stelle ein 50 Prozent-Auftrag zur Klinischen Seelsorgeausbildung – kurz KSA – sowie zur Supervision für die Kirchenkreise Ansbach-Würzburg und Augsburg gehört“, erklärt Renger. Als Leiter der KSA Würzburg war es ihm nach eigenen Worten ein zentrales Anliegen, diese Weiterbildung möglichst gut in die Arbeit des Seelsorgeteams vor Ort zu integrieren. „Die Rückmeldungen der KSA-Kursteilnehmerinnen und -Kursteilnehmer, die aus dem ganzen deutschsprachigen Raum ans UKW kamen, zeigten mir, dass sie diese enge Zusammenarbeit sowie die intensive Vernetzung der Seelsorge am UKW sehr schätzten und für ihr Seelsorgelernen daraus großen Nutzen ziehen konnten“, zeigt sich Martin Renger rückblickend zufrieden.
Weitere inhaltliche Schwerpunkte der KSA-Stelle lagen für ihn im Angebot der Supervision für Seelsorger*innen aus der Region sowie in der Aus- und Weiterbildung für ehrenamtliche Seelsorger*innen. „Große Freude machte mir die Begleitung und Supervision von Vikarinnen und Vikaren im Seelsorge-Praktikum und vor allem im ‚Spezialvikariat Seelsorge‘. Ähnlich wie ich selbst es als junger Pfarrer im Klinischen Seelsorgejahr erleben durfte, arbeiteten diese Kolleginnen und Kollegen ein ganzes Jahr als hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger im Team mit“, sagt Renger.
Mit Lebens- und Glaubenserfahrung beschenkt
Beim Blick zurück ist der Klinikpfarrer a. D. vor allem für die vielen Begegnungen mit den Menschen am UKW dankbar: „Ich wurde beschenkt mit besonderer und reicher Lebens- und Glaubenserfahrung. Das gilt speziell für die Kontakte mit den Patientinnen und Patienten – gerade auch mit solchen, die erst einmal sagten, dass sie ‚mit Kirche nichts am Hut‘ hätten, dann aber ein langes Seelsorgegespräch mit mir führten.“ Auch im Ruhestand plant Martin Renger, sich weiterhin in der Seelsorgeausbildung und in der Supervision zu engagieren. Er kündigt an: „Ich werde noch weiter KSA-Kurse leiten. Außerdem bleibe ich in der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie, im Arbeitskreis KSA-Bayern und der KSA-Weiterbildungskommission aktiv, wo ich vor allem auch meine Kompetenzen als Gestalttherapeut einbringen möchte.“