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Unterbringung von Geflüchteten: Kapazitäten im Landkreis Würzburg sind erschöpft

Wohnraum wird dringend benötigt: Aufruf an Bürgerinnen und Bürger

Region Würzburg  Der Angriffskrieg gegen die Ukraine verschlimmert sich weiter, parallel zu dieser Fluchtursache nehmen auch die Migrationsbewegungen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und aus Nordafrika zu – die Unterbringung der geflüchteten Frauen und Männer wird deswegen zunehmend schwieriger. „Wir haben eine große Leistung vollbracht, was die Aufnahme der Geflüchteten angeht. Die derzeitige Migrationsbewegung stellt die aus den Jahren 2015/16 jedoch in den Schatten. Uns fehlt schlicht und einfach der Wohnraum, um weitere Geflüchtete aufnehmen zu können“, verdeutlicht Landrat Thomas Eberth die Situation. Dabei dankt er ausdrücklich Bürgerinnen und Bürgern, die seit dem 24. Februar 2022 Ukraine-Geflüchtete aufgenommen und versorgt haben. „Jetzt haben wir unsere Kapazitätsgrenzen der Unterbringungsmöglichkeiten aber überschritten und ohne Handeln der Bundesregierung oder Unterstützung der Bevölkerung können wir nicht mehr“, so der Landrat.

 

Erstanlaufstelle in Rottendorf ist voll besetzt

Nachdem am 23. Januar 2022 weitere Geflüchtete in Rottendorf aufgenommen worden sind, ist diese Erstanlaufstelle jetzt voll besetzt. Ausweichmöglichkeiten in dezentrale Unterkünfte – das sind beispielsweise aufgegebene Pensionen oder Gasthöfe in den Landkreis-Gemeinden, die durch das Landratsamt angemietet wurden – bestehen nicht. „Eine Vielzahl von Menschen in einem großen Raum unterzubringen sollte – wenn überhaupt – nur eine kurzfristige Lösung sein. Deswegen sieht unsere Strategie grundsätzlich eine dezentrale Unterbringung vor. Dafür haben wir jedoch nicht genug Gebäude, die wir anmieten können“, weiß Fabian Hollmann, Geschäftsbereichsleiter Arbeit und Soziale Angelegenheiten. „Momentan müssen wir deshalb auch solche Wege gehen“, fügt er hinzu.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts suchen nun verstärkter nach Gewerbehallen oder weiteren Alternativen. „Jetzt gibt es nur wenig Denkverbote, auch Büroräume oder leerstehende Logistikhallen im Landkreis sind eine Option“, sind sich Hollmann und Eberth einig. Auch der Plan, ein Hotelschiff anzumieten, ist noch nicht vom Tisch. Hierzu gab es bereits einen Erfahrungsaustausch mit dem Landratsamt Regensburg. Ab Anfang Februar wird dieses für zunächst sechs Monate ein solches Hotelschiff anmieten, das als Notunterkunft für bis zu 200 Geflüchtete dienen soll.

 

„Jede Lösung, die für einen geeigneten Wohnraum sorgt, muss angedacht und offen besprochen werden. Wir sind alle in der Pflicht – wir als Landkreis und jede der 52 Gemeinden. Die Verantwortung liegt am Ende bei uns allen gleichermaßen. Mit Blick auf die Geflüchteten-Prognosen muss uns klar sein, dass wir diese Herausforderung nur gemeinsam schaffen können – wenn wir es überhaupt noch schaffen“, appelliert Landrat Thomas Eberth.

 

Aufruf: Wohnungen dringend gesucht

Gesucht werden Räumlichkeiten im Landkreis Würzburg, die sich als Unterkünfte für Geflüchtete eignen. Gemeint sind sowohl Objekte mit mehr als 50 Plätzen zur Anmietung als Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Unterfranken als auch Objekte mit etwa 10 bis 30 Plätzen zur Anmietung als dezentrale Unterkunft des Landratsamtes.

 

Willkommen sind auch Angebote mit bis zu zehn Plätzen. Hier wird das Mietverhältnis direkt zwischen Vermietern und geflüchteter Person geschlossen und ist privatrechtlicher Art. Solange ein Geflüchteter keine eigenen Einkünfte hat, wird die angemessene Miete, nach Vorlage einer entsprechenden Vollmacht, durch das Jobcenter des Landkreises Würzburg oder das Sozialamt des Landratsamts, abhängig von Wohnort und untergebrachter Familiengröße, sichergestellt.

 

Wer entsprechende Räumlichkeiten zur Miete anbieten kann und damit zur weiterhin guten Sorge für geflüchtete Menschen beitragen möchte, wird gebeten, sich per E-Mail an wohnraumvermittlung@lra-wue.bayern.de zu wenden.

Bildunterschrift: Auch das Palatium in Ochsenfurt ist mittlerweile voll belegt. Daher sucht der Landkreis Würzburg dringend Unterbringungsmöglichkeiten. Archivfoto: Lucas Kesselhut