Kitzingen So gut besucht wie nie zuvor war in diesem Jahr der Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbandes in der Kitzinger Rathaushalle: Über 100 Gäste fanden sich ein, darunter auch Polit-Prominenz aus dem Landkreis sowie aus Unterfranken. Aus Berlin war der Grüne Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener angereist. Die Grünen sind im Aufwind und die Kandidatinnen und Kandidaten stehen bereit, im Bezirk und im Land mehr Verantwortung zu übernehmen – das war der Grundtenor der Veranstaltung.
„Was gibt uns Kraft in dieser Zeit?“ – diese Frage bildete den thematischen Zusammenhang der Redebeiträge. Das Vorstands-Duo des Kreisverbandes, Eva Trapp und Julian Glienke, begrüßte die zahlreichen Gäste und lud zum angeregten Austausch ein. Trapp umriss anschließend die Situation, in der wir uns befinden: Angesichts der zunehmenden Krisen wie Corona-, Klimakrise und Ukrainekrieg, die Gewohnheiten und Gewissheiten in Frage stellen, gilt es positiv nach vorne zu schauen und sich zusammen mit den anderen demokratischen Parteien für Klimaschutz, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden in der Welt einzusetzen.
Bruder Julian Glienke aus der Abtei Münsterschwarzach führte aus, dass die Frage, was man wirklich zum Leben braucht und was es lebenswert macht, in der christlichen Tradition die Frage seit jeher eine große Rolle spielt. Der Glaube kann eine Quelle von Vertrauen, Hoffnung und Sinn sein. Wir sind gefordert, unseren Blick zu weiten: auf die größeren Zusammenhänge und auf die Schöpfung als das Lebensnetz, das uns trägt. Als Ermutigung für grüne Politik im Sinne der Bewahrung der Schöpfung zitierte der Benediktinermönch ein Zitat aus dem biblischen Schöpfungsbericht: „Die Erde lasse junges Grün sprießen“.
Berufsfeuerwehrfrau Eva-Maria-Stöcklein berichtete anschließend hautnah von den Angriffen auf Feuerwehrleute in der Silvesternacht, die sie selbst erlebt hat. Diese machten die Gefahr deutlich, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet und Menschen sich abgehängt fühlen. Gemeinschaft zu stärken, ob in Vereinen, der Politik, in der Arbeit mit benachteiligten Menschen – das ist ihr Grundanliegen. Im Bezirkstag möchte sie sich für eine inklusive, bunte Gesellschaft einsetzen und ihre eigene Erfahrung als Pflegemutter von behinderten Kindern mit einbringen. Als Direktkandidatin für den Bezirkstag wurde sie am Vortag für einen der vorderen Listenplätze nominiert.
„Resiliente Gesellschaft: Wie wir auch in schwierigen Zeiten hoffnungsvoll in die Zukunft blicken?“– das war das Thema des Grünen Direktkandidaten für den Landtag Wolfgang Lenhard. Der Psychologieprofessor nannte Gemeinschaft, gemeinsame Ziele, Dankbarkeit und das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein als die wichtigsten Quellen von Glück. Beim politischen Engagement der Grünen geht es um den Einsatz für gute Lebensbedingungen, indem wir die Natur bewahren und dadurch Grundlage für ein glückliches Leben schaffen. Der CSU wünschte Lenhard abschließend „eine Auszeit, um neue Kraft zu sammeln, Energie zu tanken und neue Ideen zu entwickeln“.
Der Grünen Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener aus Aschaffenburg sprach als Experte für Forstwirtschaft zum Thema „Den Wald stark machen: Klimaheld und Lebenselixier“. Wälder können als CO2-Speicher viel zum Klimaschutz beitragen, stehen aber aufgrund der bereits spürbaren Klimaveränderungen unter Stress. Um unsere Wälder widerstandsfähig zu machen, muss der Klimaschutz in allen Bereichen verstärkt werden. Im Wald selbst fällt uns heute die Anpflanzung von Fichten-Monokulturen auf die Füße, die heute durch einen vielfältigeren Baumbestand ersetzt werden muss. Für klimagerechte Waldwirtschaft hat die Bundesregierung einen hohen Betrag von 900 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Holz kann auch im Bausektor ein wichtiger Rohstoff sein und beim Hausbau teilweise den „Klimakiller“ Zement ersetzen. „Der Wald hat viel zu bieten, er kann uns den Respekt vor unseren Lebensgrundlagen lehren, vor der Natur als einem stabilen System, in dem wir leben können“, so Wagener. Ein Nationalpark Steigerwald ist für den Forstexperten ein wichtiges Zukunftsprojekt unserer Region.
Die musikalische Umrahmung durch das Duo „Café Sehnsucht“ aus Gerolzhofen begeisterte das Publikum mit humoristischen und tiefsinnigen Liedern, die auf hintergründige Weise auch die Themen der Redebeiträge aufgriffen.