Soziale Netzwerke

  

Anzeige

Wegen Corona: Jugendkreistag hat sich digital getroffen

ÖPNV, Nahversorgung und Digitalisierung im Fokus

Landkreis Würzburg - Als der Jugendkreistag im November 2019 zum ersten Mal getagt hatte, konnte noch niemand wissen, dass die jüngste Sitzung rund ein Jahr später eine Online-Konferenz werden sollte. Coronabedingt ist es nicht möglich gewesen, die 68 Delegierten – selbst unter strengen Hygiene-Auflagen – in einem Sitzungssaal tagen zu lassen. Deswegen haben sich die Verantwortlichen im Landratsamt Würzburg dazu entschlossen, die Sitzung online abzuhalten. Denn wie Landrat Thomas Eberth zu Beginn sagte: „Wir wollten die Sitzung des Jugendkreistags auf keinen Fall ausfallen lassen.“ Das Virus dürfe das politische Handeln nicht außer Gefecht setzen. „Natürlich tragen wir den Schülerinnen und Schülern gegenüber besondere Verantwortung, daher fand die Sitzung online und nicht im Sitzungssaal statt“, so der Landrat.

 

Die jungen Mitglieder des Jugendkreistages hatten wichtige Themen als Anträge ins Gremium getragen, die teilweise schon in der vorangegangenen Sitzung im März diskutiert und behandelt wurden. Die Anträge drehten sich um den Busverkehr im Landkreis Würzburg, die Nahversorgung in ländlichen Gebieten, eine Freizeit-Internetseite und die finanzielle Unterstützung von nicht-staatlichen Theatern. All dies hatte die Verwaltung jetzt vorbereitet und wurde den Mitgliedern vorgestellt und im Gremium diskutiert.

 

Zum Thema ÖPNV konnte Dr. Sibylle Holste, stellvertretende Betriebsleiterin der Allgemeinen Personennahverkehrs GmbH (APG), Auskunft geben. Derzeit läuft eine Online-Umfrage unter Jugendlichen aus dem Landkreis, die angeben können, welche Anforderungen sie an den Busverkehr und damit an die Mobilität von Morgen stellen – und wo es noch hakt. Mithilfe dieser anonymen Auswertungen kann die APG dann untersuchen, auf welchen Linien nachjustiert werden muss. Auch hier wurde die Diskussion der Querverbindungen einzelner Dörfer im Landkreis angesprochen. „Wohin gehen wir zum Sport, welche Freizeitbeziehungen haben wir und kann dies der ÖPNV abbilden“, war zum Beispiel eine Anmerkung der Jugendkreisrätin Morell.

 

„Online“ war auch das Stichwort bei einem Antrag, der sich um einen mobilen Eventkalender dreht, also Veranstaltungen nutzerfreundlich auflistet, die speziell für Jugendliche interessant sind. Die Jugendkreisrät*innen wünschen sich dadurch eine einfachere Informationsbeschaffung und einen kompakten Überblick über Veranstaltungen. Im Landratsamt Würzburg ist Marion Linneberg Expertin in diesem Bereich. Sie leitet den Fachbereich „Innovation und Interne Kommunikation“ und kennt sich auch mit Apps aus, die für solch ein Vorhaben geeignet wären. Sie erklärte den Delegierten, welche komplexen Faktoren bei dem Weg von der ersten Idee bis zur gebrauchstauglichen Umsetzung eine Rolle spielen, wie viel Zeit und Geld dafür nötig sind und welchen Mehrwert eine solche Anschaffung bieten sollte. Im Rahmen eines derzeit laufenden Digitalisierungsprojektes könnten die Weichen dafür gestellt werden. Die Fachbereichsleiterin bot an, den Jugendkreistag dabei aktiv zu beteiligen, eine Jugendkreisrätin nahm dieses Angebot bereits in der Sitzung dankend an. Damit wird auch die junge Generation an dem Prozess der Digitalisierung im Landkreis beteiligt.

 

Für die Themen Nahversorgung und Theater-Unterstützung war Michael Dröse, zuständig für die Kreisentwicklung am Landratsamt, der richtige Ansprechpartner. Er stellte beispielsweise in Aussicht, bei einem zeitnahen Treffen mit Verantwortlichen der Theater einzubringen, inwiefern Rabattaktionen für Jugendliche möglich sind.

 

Insgesamt zeigte sich, dass die Online-Konferenz teilweise auch Schwächen hatte, da einige Schulen – zum Beispiel die St. Ursula Schule - Probleme mit der Verbindung hatten. „Daran sehen wir, dass die Glasfaseranbidung an allen Schulen ein Muss ist“, so der Landrat. Dafür sind bereits Fördergelder beantragt und Aufträge erteilt. Jetzt muss es noch baulich umgesetzt werden, damit dies zukünftig nicht mehr passiert.

 

„Es war eine ungewohnte Sitzung und wir hoffen, dass der nächste Jugendkreistag wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden kann“, sagte Eberth am Ende der Konferenz und richtete einen Dank an die Schulen. Er wünscht sich, dass coronabedingt wenigstens zwei Delegierte je Schule bei der kommenden Sitzung am 9. Dezember im Landratsamt tagen können. Über einen Live-Stream für alle anderen Delegierten und die Öffentlichkeit werde nachgedacht.

 

Der Jugendkreistag im Landkreis Würzburg

Mit dem Ziel, das politische Engagement junger Menschen zu fördern und ihnen einen Gestaltungsraum für ihre Ideen zu geben, beschloss der Kreistag am 18. März 2019, einen Jugendkreistag ins Leben zu rufen. Die Wahl oder Ernennung der Jugendkreisrät*innen fand an den Schulen statt. In der laufenden Amtsperiode beteiligen sich sieben Schulen:

  • die Realschule Ochsenfurt,
  • die Realschule Höchberg,
  • die St.-Ursula-Schule,
  • das Deutschhaus-Gymnasium,
  • das Friedrich-Koenig-Gymnasium,
  • das Röntgen-Gymnasium und
  • das Gymnasium Veitshöchheim.

Alle Delegierten haben ihren Wohnsitz im Landkreis.

BU: Schüler*innen von vier der sieben Schulen beteiligten sich am jüngsten Jugendkreistag, der kürzlich als Online-Konferenz stattgefunden hat. Landrat Thomas Eberth begrüßte die Delegierten und führte durch die Sitzung. Foto: Lucas Kesselhut