Würzburg: Leider lies der 16. März 1945 vom einstigen Von-Sandschen-Hof an der Ecke Theaterstraße-Kapuzinerstraße nur eine Ruine übrig. Gerade in die Kapuzinerstraße hinein schaute das Ostportal dieses interessanten frühbarocken Bürgerbaues, der den Roten Bau mit den Nordkolonnaden des Residenzplatzes verband.
Das Symbol des Hofes, eine Sanduhr, befand sich oberhalb der Torbogen. Am Ausfahrtstor war die Jahreszahl der Erbauung des Hofes- 1685 - angegeben. Es war ein dreiflügeliger zweigeschossiger strenger Barockbau, von dem nichts übrig blieb als eine anmutige Madonna und ein Keilstein mit dem "redenden" Wappen, einer Sanduhr.
1906 hatte Ignaz Härth, Inhaber der Weinhandlung Ignaz Kolb - die 1869 gegründet wurde - im Hochparterre des angebauten Gründerzeit-Wohnhauses ein Weinlokal "St. Kilian" eröffnet. Es wurde Treffpunkt von Weinkennern; vor allem Geschäftsleute trafen sich dort zu angeregtem Gespräch. 1923 wurde es geschlossen. Härth, leidenschaftlicher Sammler alter Kunst, richtete dann in einem zu seiner Kellerei gehörenden Gewölbe unter dem ehemaligen Wohnhaus des Hofschlossers Oegg - heute Universitätsbauamt - eine Trinkstube ein, mit Teilen geschnitzter historischer Fassböden, Fayencen, Plastiken. Im Bombenbrand ging auch dies zugrunde. Im Frühsommer des Jahres 1952 wurde die Ruine eingelegt, und Siemens-Schuckert begann den Bau eines Geschäftshauses.
Härth Ignaz
(Vater von Frau Ragaller).
Am 10. Januar 1966 verloren die Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. plötzlich und unerwartet ihr Ehrenmitglied Ignaz Härth. Ignaz Härth stammte aus Karlstadt, wo er am 1. Mai 1882 das Licht der Welt erblickte.
Schon in jungen Jahren kam er zu seinem Onkel, Ignaz Kolb, dem Inhaber der 1869 gegründeten Weinkellerei, nach Würzburg in die Lehre.
Nach seiner Militärzeit beim 11. Feldartillerie-Regiment erwarb Ignaz Härth im Jahre 1903 die Firma seines Onkels und führte sie zuerst mit seinem Bruder Anton, dann mit seinem Sohn weiter. 1906 eröffnete er in seinem Anwesen in der Kapuzinerstraße das damals gern und viel besuchte Weinlokal "St. Kilian". Herren der Regierung, der Universität und der Geistlichkeit trafen sich hier oft zu anregenden Gesprächen und Gedankenaustausch.
Schon früh fühlte sich Herr Härth in Würzburg heimisch und widmete sich mit Hingabe und Eifer dem Studium der fränkischen Geschichte und Kunst; er wurde zum Sammler und Bewahrer Würzburger Stadtansichten, Münzen wie Medaillen, Fayencen und Plastiken. Auf seinen weiten Geschäftsreisen nahm er sich stets die Muße, um nach Schätzen fränkischer Kunst zu forschen. In all den Jahren brachte er eine beachtliche Kunstsammlung zusammen. Leider hat dieselbe durch den Stadtbrand am 16. März 1945, dem auch Wohnhaus und Geschäft zum Opfer fielen, große Verluste erlitten. Stets hat Ignaz Härth seine Schätze gerne und uneigennützig der Forschung und wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung gestellt.
Härth Maria
Geboren am 26. August 1896, gestorben am 16. November 1986