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Wie das Bayerische Rote Kreuz in Würzburg in der Corona-Krise arbeitet

Katastrophenschützer im StandbyModus

Vor rund einem Monat hat die Bayerische Staatsregierung wegen der COVID-19-Pandemie weitgehende Ausgangsbeschränkungen verhängt. Ebenso lange ist es her, dass das Bayerische Rote Kreuz in Würzburg einen Krisenstab eingerichtet hat. „Die Stabsorganisation ermöglicht uns, schnell und effektiv zu agieren“, begründet BRKKreisgeschäftsführer Oliver Pilz die Entscheidung. „Im Rettungsdienst und Katastrophenschutz sind wir es gewohnt, mit außergewöhnlichen Situationen umgehen zu müssen.“ Doch wie arbeitet der Krisenstab in einer Lage, die sich täglich ändert?

 

„Grundsätzlich funktioniert ein Krisenstab wie eine erweiterte Einsatzleitung“, erklärt Stefan Dietz. „Es gibt fest definierte Stabsfunktionen, die wie Zahnräder ineinandergreifen.“ Dietz kennt sich mit Katastrophen bestens aus. Als Organisatorischer Leiter Rettungsdienst ist er bei Großeinsätzen für die Koordination aller Rettungskräfte zuständig. Bislang ist der Leiter des Krisenstabs allerdings noch nicht beunruhigt: „Wir sind ruhig, aber wachsam – sozusagen im Standby-Modus. Auch wenn sich die Lage verschärft, sind wir aktuell gut vorbereitet.“ Trotz einzelner Personalausfälle kann das BRK in Würzburg alle wichtigen Dienstleistungen nach wie vor stemmen.

 

Um in der Corona-Krise schlagkräftig agieren zu können, hat Dietz in der BRK-Geschäftsstelle in der Würzburger Zeppelinstraße einen Stabsraum einrichten lassen. Jeden Tag kommen hier Experten aus allen Bereichen des Roten Kreuzes zusammen, um notwendige Maßnahmen zu koordinieren. Möglich gemacht hat das Mathias Schedel. Der IT-Koordinator des BRK kümmert sich als „S6“ im Krisenstab um das Thema Information und Kommunikation. Den Stabsraum hat er mit Computern, Telefonen und etlichen Metern an Netzwerkkabeln ausgestattet.

 

Heilfroh über diese Technik ist Martin Falger: „Die meiste Zeit telefoniere ich oder schreibe E-Mails“, erklärt der ehrenamtliche Rotkreuzler, der ansonsten eigentlich bei der AOK arbeitet. Als „S1“ ist Falger im Krisenstab für Personalthemen verantwortlich. Aktuell kümmert er sich vor allem darum, ehrenamtliche Einsatzkräfte für den Betrieb der Corona-Testentnahmestelle am Vogel Convention Center zu mobilisieren. Jeden Tag stellt das BRK hier Personal für die Logistik und zur Assistenz der Ärzte. Außerdem sorgt er dafür, die weiterhin stattfindenden Blutspendetermine zu besetzen. „Die Spendenbereitschaft ist überwältigend, trotz der aktuell strengen Sicherheitsregeln“, freut sich Falger. Zusammen mit der Personalleitung im BRKKreisverband hat er auch im Blick, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits von einer COVID-19-Infektion betroffen sind.

 

Dies sind wichtige Informationen für den „S2“, der Falger im Stabsraum schräg gegenüber sitzt. Maximilian Piechaczek, ebenfalls ein Ehrenamtlicher aus den Bereitschaften des BRK, erstellt die tägliche Lagemeldung. Dazu gehört, alle Informationen zu sortieren, für den Stab aufzubereiten und Veränderungen auf der Lagekarte darzustellen. Aus der zusammengefassten Lagemeldung geht dann unter anderem hervor, welche Aufgaben das Rote Kreuz aktuell übernimmt, wie sich die Fallzahlen entwickeln und wie die Materialbestände sind.

 

Die Materialbestände genau im Blick zu haben, ist wiederum Aufgabe von Michael Dittmann. Er kümmert sich als „S4“ um den Bereich Versorgung. „Unser Verbrauch an Schutzausrüstungen ist aktuell natürlich deutlich höher als in normalen Zeiten“, erklärt Dittmann, der auch hauptberuflich beim BRK für das Qualitätsmanagement und die Lagerverwaltung zuständig ist. „Die Herausforderung ist in diesen Tagen, auch andere Beschaffungsquellen oder Möglichkeiten zur Wiederaufbereitung zu finden.“ BRK-Desinfektor Alexander Kraus berät ihn dabei mit seiner Expertise, um sicherzustellen, dass sich die Einsatzkräfte bei Kontakt zu infizierten Patienten keinem Risiko aussetzen.

 

Die Gefahrenlage richtig einzuschätzen, ist auch Aufgabe von Christoph Brönner. Der Student koordiniert als „S3“ alle Einsätze des Roten Kreuzes, die im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie stehen. Dabei beurteilt er, wie viele Einsatzkräfte benötigt werden, organisiert nötige Einweisungen und trifft einsatztaktische Entscheidungen. Unterstützt wird er dabei von Lukas Demling, der zusätzlich als Fachberater Rettungs- und Sanitätsdienst für die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) des Landkreises fungiert. In dieser Funktion berät er die FüGK in Fragen der Einsatztaktik und Einsatzplanung stellvertretend für alle Würzburger Hilfsorganisationen.

 

Stefan Krüger kümmert sich als „S5“ im Krisenstab um die Berichterstattung von den Einsätzen des Roten Kreuzes, hält Kontakt zu Medienvertretern und organisiert notwendige Pressetermine. „Die Unsicherheit in der Bevölkerung äußert sich gerade in einem großen Interesse für unsere Arbeit“, berichtet Krüger. „Wir möchten den Menschen natürlich ihr Recht auf Information gewähren, ihnen gleichzeitig aber auch signalisieren, dass das Rote Kreuz für sie da ist.“