- Würzburg -
Mit ihren Unterschriften unter eine Stiftungsvereinbarung schufen sechs Führungskräfte der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU), des Uniklinikums Würzburg (UKW), der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp und der Treuhandstiftung Futura der Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist am 8. März dieses Jahres die Grundlage für die Einrichtung einer neuen W1-Professur, die in Zukunft nach Präventionswegen bei Demenz und Demenzfolgeerkrankungen suchen soll. Die Finanzierung der auf zunächst sechs Jahre angelegten Stelle wird zur Hälfte vom UKW getragen, die beiden Stiftungen übernehmen jeweils ein Viertel der Kosten.
Aufbauend auf großangelegter Würzburger Kohorten-Studie
Impulsgeber für das Projekt war die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp. Deren Vorstandsvorsitzender Dr. Gunther Schunk erläutert: „Nachdem eine von uns ab dem Jahr 2010 finanzierte Kohorten-Studie zur Frühdiagnose von Demenzerkrankungen im Jahr 2022 endete, stellte sich die Frage, wie es mit den vielen dabei erarbeiteten Erkenntnissen weitergehen soll.“ An der vom Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) des UKW durchgeführten wissenschaftlichen Langzeitbeobachtung nahmen 600 Würzburgerinnen und Würzburger teil, die zu Studienbeginn 75 Jahre alt waren. Diese wurden in den folgenden zwölf Jahren zu zwei Zeitpunkten nachuntersucht. „Dieser Wissensschatz und andere zwischenzeitlich erzielte Forschungsergebnisse bilden die Grundlage für die mit der neuen Professur fokussierten Frage, ob und wie sich Demenzen verhindern oder zumindest verzögern lassen“, schildert Prof. Dr. Jürgen Deckert. Laut dem Sprecher des ZEP sollen darüber hinaus auch Demenzfolgeerkrankungen wie Stürze, Depressionen oder Störungen des Schlafrhythmus‘ in den Blick genommen werden.
Hirnforschung und Künstliche Intelligenz zusammenführen
„Mit der Einrichtung der Professur wird es nun möglich sein, neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung mit Methoden der Künstlichen Intelligenz zusammenzuführen“, sagt Dekan Prof. Dr. Matthias Frosch, der im Namen der Medizinischen Fakultät der JMU die Stiftungsvereinbarung unterschrieb. Und der Universitätspräsident Prof. Dr. Paul Pauli ergänzt: „Der Professorin oder dem Professor werden für die erfolgreiche Bearbeitung diese Forschungsthemen an der Würzburger Universität hervorragende Strukturen sowie Kooperationspartnerinnen und -partner zur Verfügung stehen.“
Da es aufgrund des demografischen Wandels immer mehr ältere Menschen gibt, die zugleich immer älter werden, muss man davon ausgehen, dass die Anzahl der derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland in Zukunft weiter steigen wird. „Allein vor diesem Hintergrund liegt es für die Stiftung Bürgerspital, die seit ihrer Gründung alten Menschen mit all ihren Erkrankungen eine bestmögliche Versorgung unter Wahrung von Autonomie und Würde bietet, nahe, sich an der Stiftungsprofessur zu beteiligen“, sagt Annette Noffz. Die Leitende Stiftungsdirektorin ergänzt: „Zudem wird am Geriatriezentrum der Stiftung Bürgerspital und an der dort angesiedelten GesundheitsAkademie50Plus unter ärztlicher Leitung des Geriaters Dr. Michael Schwab schon seit 1994 die Therapie und Prävention typischer Alterserkrankungen – wie eben auch Demenz und deren Vorstufen – in der Praxis intensiv verfolgt.“ Und Dr. Schunk kommentiert: „Die Stiftungsprofessur ist eine passgenaue Lösung, um an der Schnittstelle zwischen Forschung, Lehre und Anwendung das gesellschaftlich so wichtige Thema voranzubringen.“
Mitfinanzierung durch die Stiftungen essentiell
Von Seiten des UKW gehörten der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Jens Maschmann, und der Kaufmännische Direktor, Philip Rieger, zu den Vertragsunterzeichnern. „Für den leider im Januar dieses Jahres verstorbenen Stiftungsgründer Dr. Eckernkamp war Stiften immer auch Anstiften“, berichtet Rieger und fährt fort: „Auch in diesem Fall wurden wir ‚angestiftet‘, denn ohne die Mitfinanzierung der beiden Stiftungen wäre die Professur nicht zustande gekommen.“
Prof. Maschmann umreißt das weitere Vorgehen: „Wir planen, die an unserer Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie angesiedelte Professur im April dieses Jahres auszuschreiben. Im Idealfall ist mit einer Besetzung zum Jahreswechsel 2022/23 zu rechnen.“