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85 Jahre ERV Schweinfurt Teil 2

Die erste eigene Kunsteisbahn

Der Rollsport, der für das „R“ im Vereinsnamen steht, hatte sich in der Vergangenheit größter Beliebtheit auch beim Publikum erfreut und konnte auf verschiedenen Bahnen und Anlagen von April bis Oktober ausgeübt werden. Größere Schwierigkeiten hatte man von den stark Witterungsabhängigen Eissportarten auf der Natureisbahn. Nachdem bereits 1951 der erste Versuch, eine Kunsteisbahn zu erbauen scheiterte, dauerte es 15 Jahre, eher sich der ERV erneut mit dem Plan befasste. Das erste große Hindernis wurde aus dem Weg geräumt, als der Schweinfurter Stadtrat auf Antrag des ERV ein Grundstück neben der Rollschuhbahn zur Verfügung stellte. Am 13.02.1967 wurde von der Stadt Schweinfurt eine Fläche von 7.000 m2 zugesagt – eben dort wo sich heute der Icedome befindet. Das kam nicht zufällig, denn der damalige Vorstand trug sich mit der Vision, eine Synthese zwischen Rollschuhlaufen im Sommer und Eislaufen im Winter herzustellen.

 

Auf Initiative von Karl-Emil Dietrich, der früher die Natureisbahn im Willy-Sachs-Stadion betrieb, versuchten die Vorstandsmitglieder Greiner und Winkler im Jahre 1968 zu sondieren, ob die Möglichkeit zum Bau einer Kunsteisbahn bestehe. Damals blieb es bei dem Versuch, denn überall wo sie anklopften, stießen sie auf taube Ohren.

 

Ein nächster Versuch wurde 1970/71 durch Dr. Brenndorf unter Mittwirkung von Georg Zwierlein gestartet. Auch hier waren die Ansprechpartner recht skeptisch, zumal der ERV zu diesem Zeitpunkt nur 106 Vereinsmitglieder hatte. Man war der Meinung, dass ein Verein mit so wenigen Mitgliedern nicht in der Lage sei, ein solches Projekt zu bauen und zu unterhalten. Durch eine Werbeaktion bei den Stockschützen an der Ludwigsbrücke und denen des FC. Schweinfurt 05 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 150 und man konnte weitere Gespräche führen.

 

Am 6. Juni 1972 wurde bei der Stadt Schweinfurt der Bauantrag für eine Kunsteisbahn eingereicht. Für ein Maschinengebäude und Eisfläche mit 60x30 Metern. Als Kosten errechnete Architekt Gassmann 1.088.220 DM – zur Finanzierung wurden ein Bankdarlehen, ein Zuschuss der Stadt Schweinfurt, Darlehen und Zuschuss des BLSV sowie Eigenleistungen des Vereins angegeben. Für die Planierung des Geländes neben der Rollschuhbahn fragte man bei der US-Armee an, die bereits im November 1972 mit schweren Räumgeräten in Tätigkeit traten, obwohl noch keine Baugenehmigung vorlag. Diese erhielt der ERV im Juni 1973, einen Monat später war offizieller Baubeginn. Schon vorher waren nach Feierabend Eigenleistungen durchgeführt worden, die Firma Pfister stellte eine Betonmischmaschine zur Verfügung, Sand wurde von der Firma Blum gespendet. Etwa zehn Mitglieder machten sich ans Werk und betonierten Rohrabstandshalter und andere Teile.

 

Endlich Eishockey

Mit Abschluss der Bauarbeiten im November 1973 gelang der eigentliche Start des Schweinfurter Eishockeysports. Der Spielbetrieb in der Landesliga Nord/ Ost wurde erstmals in der Saison 1975/76 aufgenommen. Ein zweiter Platz hinter Ingolstadt war ein beachtlicher Erfolg, den der damalige Trainer Josef Kraus, er kam vom Rollhockey, zu verantworten hatte. In der darauffolgenden Saison übernahm Anton Waldbauer die Mannschaft und führte das Team 1979 in die Bayernliga. In dieser Zeit wurde das Team von in Schweinfurt stationierten US-Soldaten wie z.B. Edward Guppy und Peter Galgay verstärkt. Die nachfolgenden Jahre wurde man in der Bayernliga sesshaft, bevor 1985 der Sprung in die Regionalliga gelang. Nachdem der ERV bislang mit eigenen Trainern ausgekommen war, wurde mit Ferenc Vozar erstmals ein echter Coach engagiert. Der gebürtige Ungar, der 1976 bei der Olympiade in Innsbruck mit der Deutschen Nationalmannschaft die Bronzemedaille errang, wurde anfangs geradezu auf Händen getragen, so groß war die Begeisterung bei den Schweinfurter Anhängern. Doch als sich die Forderungen des Trainers nach einer Eishalle nicht erfüllten, nahm er schon im Winter seinen Hut und überlass Nachfolger Randy Neal das Feld.

 

Aus finanziellen Gründen ging es aber schon 1986 freiwillig zurück in die Landesliga, aufgrund einer finanziellen Fehlplanung wäre das Schweinfurter Eishockey beinahe vor die Hunde gegangen. Nach diesem Neuanfang, ein Konkurs war damals überhaupt nicht in Frage gekommen, setzten die Verantwortlichen verstärkt auf den eigenen Nachwuchs. Unter Spielertrainer Jamie Fiesel gelang es dem ERV in der dritten Landesligasaison, nach dem freiwilligen Rückzug, 1988/89 den ersten Platz in der Meister- sowie Aufstiegsrunde zu belegen. Zurück in der Bayernliga, konnte man direkt die nächste Meisterschaft und den erneuten Aufstieg in die Regionalliga feiern. Die Meisterschaft in der Bayernliga wurde mit einem Kader von 20 Spielern, von denen 13 den Eishockeysport beim ERV erlernten, gewonnen. 1994 verabschiedete sich Jamie Fiesel nach Ravensburg. Die Ligen wurden neu strukturiert. Der ERV Schweinfurt spielte zwei Jahre unter den Trainern Randy Neal und Harald Knaup in der 2. Liga Süd. Nach der Saison 1995/96 zogen die Verantwortlichen des ERV erneut aus finanziellen Gründen die Reisleine. Ein Neustart in der Landesliga war die Folge. Nach drei Spielzeiten in der Landesliga unter den Trainern Sergej Waßmiller und Jamie McKinley, gelang 1998/99 der Wiederaufstieg in die Bayernliga.