Würzburg - Bärbel Wohlleben widmete sich in ihrem Leben stets der Förderung des Mädchenfußballs. Bevor Bärbel Wohlleben dazu auserkoren war, das erste „Tor des Monats“ der ARD-Sportschau geschossen zu haben, musste die gebürtige Ingelheimerin im wahrsten Sinne des Wortes um ihren Platz im Fußball kämpfen. Lange vor ihrem legendären Treffer im Meisterschaftsfinale 1974 durfte sie erst dann bei den Jungen mitspielen, wenn sie ihre Altersgenossen im Ringkampf bezwingen konnte. „Das ging damals Fifty-Fifty aus“, erzählt Wohlleben lachend und blickt auf eine bewegte Karriere zurück, die ihren Ursprung in besagten Ringkämpfen der schulischen Sprunggrube hatte.
Eine Pionierin des Frauenfußballs
Bärbel Wohlleben, Jahrgang 1943, gehörte zu jener Generation, die aufgrund des Fußballverbots des DFB für Frauen lange Zeit keine offiziellen Spiele austragen durfte und nach Aufhebung eben jenes Verbots zu den ersten deutschen Meisterinnen zählte. Mit dem TuS Wörrstadt bezwang die passionierte Handballerin und Leichtathletin im Finale den DJK Erle und schoss jenes legendäre Tor zum zwischenzeitlichen 3:0, für das Wohlleben noch heute berühmt ist.
Vor ihrem Karriereende folgte noch ein weiterer Meistertitel mit dem SC Bad Neuenahr und fast fünf Jahrzehnte als Trainerin im Mädchenfußball. „Meine Auffassung ist die, junge Menschen auf ihr späteres Leben als Erwachsene hinzuführen“, so Wohlleben zu ihrer zweiten Karriere als Nachwuchstrainerin, der sie noch bis vor Kurzem nachging. Den Lotte-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk nimmt die in die „Hall of Fame“ aufgenommene Wohlleben mit Bescheidenheit entgegen: „In meiner jetzigen reiferen Jugendzeit hätte ich nicht daran gedacht, aktuell noch solche Aufmerksamkeit zu erfahren.“
Weitere Preisträgerinnen
Neben Wohlleben geehrt werden am Freitag, 10. November, bei der feierlichen Gala im Gut Wöllried auch Tugba Tekkal und ihr deutsch-irakisches Projekt „Scoring Girls“. Im Jahr 2015 gründete die ehemalige Bundesliga-Spielerin die Hilfsorganisation Hawar und ein Jahr später startete das Mädchenfußball-Projekt „Scoring Girls“, deren Ableger in Berlin und Köln sowie im Irak über 500 Mädchen aus mehr als 15 Ländern für Fußball begeistern und im Alltag unterstützen. Mit dem Lotte-Sonderpreis wird dieses besondere Engagement unter der Schirmherrschaft der Moderatorin Anne Will geehrt.
Ebenfalls zu den Preisträgerinnen zählt Pichanga e.V., ein Berliner Verein zur Stärkung des Mädchen- und Frauenfußballs. Die Spielerinnen des Vereins hatten es sich in den Kopf gesetzt, das erste inoffizielle „Länderspiel“ gegen eine Frauenauswahl des Vatikans zu spielen. Dabei stand weniger der Länderspielcharakter als vielmehr das Zeichen für eine offene und gleichberechtigte Gesellschaft im Mittelpunkt. Pichanga wird daher mit dem Lotte-Frauenfußballpreis für dieses gesellschaftspolitisch so wichtige Signal geehrt.
Schließlich nimmt sich der Lotte-Preis in seiner dritten Auflage auch dem so wichtigen Thema der Gleichberechtigung und Stärkung von Schiedsrichterinnen an. Unter dem Motto #comebackstronger nach der Corona-Pandemie wird erstmals eine Nachwuchsschiedsrichterin für ihr Engagement geehrt. Initiatorin und Schirmherrin ist die FIFA-Schiedsrichterin Angelika Söder, die in der Fernsehdokumentation „Unparteiisch“ dem breiten Publikum bekannt geworden ist. „Ich möchte mit diesem Lotte-Preis auf das tolle Engagement junger Frauen hinweisen, die sich mit Herzblut ihrem Lieblingssport widmen. Wir brauchen mehr Schiedsrichterinnen wie Marie Gamperl, die bereits mit 15 Jahren auf dem Platz stand, Spiele geleitet hat und selbst auch Fußball spielt“, so Söder zur Wahl der Preisträgerin.
Überreicht werden die diesjährigen Lotte-Preise bei der festlichen Gala, die von der Sky-Moderatorin Julia Lamatsch und der Kika-Ikone Shary Reeves moderiert wird. Tolle Showacts des Fußball-Freestylers und mehrfachen Weltmeisters Mo Jamal und der Lichtshow-Künstlerin Mirjam Meine rahmen das Gala-Programm. Einige wenige Tickets sind online noch unter www.fussballpreis.de erhältlich.
Weitere Informationen
Lotte – der Mädchen- & Frauenfußballpreis
www.fussballpreis.de
Kontakt
Prof. Dr. Heinz Reinders, heinz.reinders(at)uni-wuerzburg.de