Soziale Netzwerke

  

Anzeige

Sport braucht Raum

Unterfrankens Turnerfamilie will zurück in die Sporthallen!

UNTERFRANKEN - Die Forderung des Turnbezirks Unterfranken mit seinen Gauen Schweinfurt-Haßberge, Rhön-Saale, Würzburg und Main Spessart ist deutlich: „Training in den Hallen muss endlich wieder erlaubt werden!“. Im Oktober des vergangenen Jahres haben die Turnerinnen und Turner ihre Trainingsstätten das letzte Mal von innen gesehen. Mit jeder Verlängerung des Lockdowns reichen immer mehr Mitglieder ihre Kündigung ein.

 

Gesunderhaltung der Bevölkerung muss in den Fokus rücken

Doch nicht nur die Vereine leiden, sondern vor allem auch ihre Mitglieder. Denn der Vereinssport ist für die Gesundheit und Gesunderhaltung der Bevölkerung von essenzieller Bedeutung. Ohne Sport fehlt der Ausgleich zum Alltag, der aktuell für viele eine große Belastung darstellt.

 

So leidet nicht nur die physische Gesundheit – nicht wenige Menschen klagen beispielsweise über eine Gewichtszunahme seit der Pandemie – sondern auch die Psyche. Wer nicht ausgelastet ist, den ganzen Tag zuhause verbringt, sich zusätzlich noch ungesund ernährt und vielleicht sogar allein ist, wird auf Dauer gesundheitliche Schäden davontragen. Die Öffnung des Vereinssport muss daher endlich als Teil der Lösung des pandemischen Problems erkannt werden.

 

Seit knapp sieben Monaten fehlt den Sportlern eine Perspektive. Je nach Inzidenz dürfen z.B. nur Kinder trainieren und dann auch nur in Kleingruppen und im Freien. „Wir können nicht einfach jedes Training draußen abhalten“, so geben die Turnvereine zu bedenken.

 

Der Bayerische Turnverband (BTV) stellt deshalb mit seinen 7 Bezirken, 26 Gauen und 21 sportlichen Fachgebieten folgende Forderungen an die Bayerische Staatsregierung auf:

  • Schnelle Öffnung von Sporthallen
  • Klare Perspektiven mit allgemeingültigen Bestimmungen zur Öffnung von Sporträumen
  • Anpassung des Test-Konzepts an die Bedürfnisse der Vereine
  • Unkomplizierte und unverzügliche Hallenöffnung für Geimpfte und Genesene

 

Bereits im letzten Jahr wurden aufwändige Hygienekonzepte entwickelt, die nur „aus der Schublade geholt“ werden müssen – einer schnellen Öffnung der Hallen spricht somit nichts entgegen. Was für viele Vereine gerade besonders frustrierend ist: Die Landesregierung erlaubt die Öffnung der Hallen ab einer Inzidenz unter 100, jedoch hat das letzte Wort die Kreisverwaltungsbehörde. Hier muss klar geregelt sein: Was die Regierung sagt, gilt – und zwar flächendeckend und ohne Ausnahmen.

 

Auch beim Thema Corona-Tests bestehen noch viele Fragezeichen und Unklarheiten, die dringend geklärt werden müssen: So müssen die in den Schulen gemachten Tests endlich dokumentiert und zur Verwendung im Sportbetrieb anerkannt werden. Weiterhin benötigen Vereine einheitliche Vorgaben, wie die Tests durchzuführen und zu dokumentieren sind – zusammen mit einem klar geregelten Testkontingent oder -budget, das den Vereinen zur Verfügung gestellt wird.

 

Außerdem muss inzidenzunabhängig die Öffnung der Sporthallen für bereits Geimpfte erfolgen. Gerade in der älteren Generation, die größtenteils geimpft ist, bedeutet der Vereinssport wieder ein Stück mehr Lebensqualität, aber vor allem auch Gesundheit.

 

Turnen vor Ort:

Im BTV sind viele Einzelsportarten wie Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Rhönrad- oder Trampolinturnen vertreten. Hier benötigen die Sportler spezielle Geräte oder einen speziellen Boden, den man nur in einer Halle vorfindet. Training im Freien ist deshalb kein wirklicher Ersatz. Genauso wenig wie das Training zu Hause via Videokonferenz. „Das Training von zu Hause aus ist als Ergänzung durchaus sinnvoll, doch nicht einmal ansatzweise können dadurch dieselben Trainingsfortschritte bzw. zurzeit eher ein Verhindern von Verschlechterungen erreicht werden. Von rückläufiger Motivation ganz zu schweigen“, so klagen die Übungsleiter der Wettkampfgruppen.

 

Die größten Verlierer der Pandemie: Kinder und Jugendliche

Die Auswirkungen vor allem für Kinder sind gravierend, Studien zeigen z. B., dass sich über 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie psychisch belastet fühlen (COPSY-Studie des Universitätsklinikums Eppendorf in Hamburg). Außerdem herrscht ein deutlicher Bewegungsmangel. Schon unsere aller kleinsten vom Eltern-Kind-Turnen und auch den Schulkindern von den allgemeinen Kinderturngruppen fehlt nicht nur die Bewegung, sondern auch das gemeinsame und miteinander,so bedauern die Übungsleiter der Breitensportgruppen, die fehlenden Sportstunden in Präsenzform.

 

BTV-Präsident Alfons Hölzl warnt ausdrücklich: „Diese Zahlen sind sehr alarmierend. Auch durch das Home Schooling sitzen Kinder einen Großteil des Tages nur zu Hause und bewegen sich kaum. Deshalb wird es eine Herausforderung sein, den ‚Schalter im Kopf‘ der Kinder zunächst einmal wieder umzustellen und Bewegung wieder in den Alltag zu integrieren. Denn bekommen Kinder Bewegung, sind sie ausgelastet und können sich auspowern, verbessert sich automatisch ihre Stimmung und sie werden wieder ausgeglichener.“ Auch gesundheitliche Schäden könnten durch die Wiederaufnahme des Sportbetriebs wieder ausgeglichen werden.

 

Senioren bleiben auf der Strecke

Auch die Senioren dürfen laut BTV nicht vergessen werden. „Können wir diese überhaupt wieder für den Vereinssport gewinnen? Sind sie nach der langen Zeit der Pause noch in der Lage und willens, aktiv Sport zu betreiben?“ Diese Fragen muss sich der Verband laut Hölzl ebenfalls stellen. Der Appell ist also ganz klar: Der Vereinssport muss endlich wieder möglich gemacht werden – und zwar mit einheitlichen Perspektiven und so schnell wie möglich. „Der Vereinssport ist für die meisten Mitglieder ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Wir wollen unser Grundrecht auf allgemeine Handlungsfreiheit – wozu der Sport gehört – zurück. Und zwar zum Wohle der Gesundheit aller“, so das abschließende Fazit des Vorsitzenden des Turnbezirks Unterfranken Günter Dietz.